Zwist ums dritte Geschlecht
- Presseagentur Gesundheit (pag)
- Medizinische Nachricht
Berlin (pag) – Seit Dezember 2018 gibt es das dritte Geschlecht für Menschen, die weder eindeutig „männlich“ noch „weiblich“ sind. Ein CDU-Politiker nimmt die geringen Fallzahlen der vergangenen Jahre zum Anlass, die Entscheidung des Bundestages anzuzweifeln.
Seit dem 1. Januar 2019 können Eltern bei der Geburt ihres Kindes beim Personenstand die Bezeichnung „divers“ ins Geburtenregister eintragen lassen. Voraussetzung dafür ist, dass sich das Neugeborene aufgrund einer Variante der Geschlechtsentwicklung weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht eindeutig zuordnen lässt.
Gut ein Jahr nach der Einführung dieser neuen Regelung stellte der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß eine Anfrage an das Statistische Bundesamt. Er wollte wissen, wie viele Neugeborene von der neuen Regelung betroffen sind. Das Ergebnis: Im Jahr 2018 waren lediglich 15 von 878.500 lebend geborenen Babys weder eindeutig weiblich noch männlich. Auch 2017 (17) und 2016 (10) lagen die Zahlen im niedrigen zweistelligen Bereich.
Krauß, der Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages ist, schlussfolgert daraus: Ein drittes oder noch mehr Geschlechter gebe es „nicht im realen Leben“. Seiner Ansicht nach sei „um das vermeintliche dritte Geschlecht ein riesiger Popanz aufgebaut“ worden.
Bei anderen Politikern stößt diese Interpretation auf heftigen Widerstand. Die niedrigen Zahlen seien „vor allem ein Hinweis auf die fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft, dass es mehr gibt als Mann/Frau“, sagt Sven Lehmann, queerpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag.
Und auch aus seiner eigenen Partei erhält Krauß Gegenwind. Seine Äußerungen seien „inakzeptabel, verletzend und zeugen zudem von Unkenntnis", sagt Alexander Vogt, der Vorsitzende des Bundesverbands der Lesben und Schwulen in der Union (LSU).
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