Zeitliche Veränderungen im Bewegungsmuster korrelieren mit Gebrechlichkeit und Sterblichkeit

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Ältere Menschen, deren Bewegungsmuster tagsüber mehr zufällige Änderungen zeigen, haben ein erhöhtes Risiko für Gebrechlichkeit, Behinderungen und einen frühzeitigen Tod, so das Ergebnis einer Langzeitstudie mit 1275 Individuen.

Hintergrund

Bei der Pflege und Betreuung kranker und behinderter Menschen kommen zunehmend Techniken zum Einsatz, die aus Bewegungsmustern relevante Informationen gewinnen. Hier hat man dies mit Fraktalen versucht, das sind repetitive Muster mit einem hohen Grad an Selbstähnlichkeit, deren Veränderung physiologische Prozesse wiederspiegeln und beispielsweise auf eine Demenz hinweisen können.

Design

Mit Geräten, die einem Fitness-Armband ähnelten, wurden bei 1275 älteren Menschen die täglichen Bewegungsmuster aufgezeichnet und mittels statistischer Methoden die Muster spontaner Fluktuationen auf 2 Zeitskalen erfasst: < 1,5 Stunden (α1), und > 2 bis 10 Stunden (α2) - erfasst. Im bis zu 13-jährigen Follow-Up (Durchschnitt 4,7) wurden die anfänglich erfassten Fluktuationen dann den demographischen und klinischen Charakteristika der Studienteilnehmer gegenübergestellt.

Ergebnisse

  • Die Cox-Regressionsanalyse zeigte nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Bildung einen Zusammenhang zwischen niedrigeren Werten von α1 und einem erhöhten Risiko für Gebrechlichkeit („Frailty“, definiert nach den Kriterien von Fried).
  • 291 Personen entwickelten eine Frailty während einer durchschnittlichen Nachverfolgungszeit von 4,7 Jahren. Das Chancenverhältnis HR betrug 1,31 für jede Abnahme von α1 um eine Standardabweichung. Diese Differenz sei äquivalent einem Altersunterschied von 3,3 Jahren, berichten die Autoren, und sie blieb auch nach Adjustierung für chronische Erkrankungen, depressive Symptome, Kognition, motorische Funktionen und körperliche Betätigung bestehen.
  • Behinderungen bei Aktivitäten des täglichen Lebens hatten über durchschnittlich 4,2 Jahre 529 Teilnehmer entwickelt. Hier ergab sich für niedrigere Werte (1 Standardabweichung) von α1 ein HR von 1,25, das entsprach einem um 2,3 Jahre erhöhten Lebensalter zu Studienbeginn.
  • Studienteilnehmer im 10. Perzentil (α1=0,85) hatten eine HR von 1,6 bezüglich des Auftretens einer Behinderung im Vergleich zum 90. Perzentil (α1=0,98).
  • Schließlich hatten Individuen mit einer gestörten fraktalen motorischen Aktivität auch eine erhöht Sterblichkeit. Der HR beim Vergleich vom 10. zum 90. Perzentil betrug hier ebenfalls 1,6.

Klinische Bedeutung

Die Ergebnisse der hier angewandten Technik der „fraktalen Physiologie“ implizieren, dass der zukünftige Gesundheitszustand älterer Menschen anhand von deren Bewegungsmustern vorhergesagt werden kann. Sollte sich dies bestätigen, könnten besonders gefährdete Individuen von frühzeitigen Interventionen profitieren, was jedoch in prospektiven Studien zu beweisen wäre.

Finanzierung: National Institutes of Health.