Zahlreiche Verkehrsdelikte durch alkoholisierte E-Scooter-Fahrer in Hamburg

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Fast jedes zehnte Verkehrsdelikt mit anschließender Bestimmung der Blutalkoholkonzentration geht auf das Konto von E-Scooter-Fahrern. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Besonders häufig kam es zu Vorfällen am Wochenende und in den Nachtstunden.

Seitdem im Juni 2019 Elektro-Scooter als Fortbewegungsmittel in Hamburg genutzt werden, kam es zu zahlreichen Gesetzes-Verstößen im Straßenverkehr durch alkoholisierte E-Scooter-Fahrer. Um einen Überblick über die Gefährdung des Straßenverkehrs zu erlangen, analysierten Antonia Fitzek und ihre Kollegen die Daten von insgesamt 342 alkoholisierten E-Scooter-Fahrern, die zwischen Juni 2019 und Dezember 2020 im Institut für Rechtsmedizin untersucht wurden. Demografische Informationen sowie die ärztlichen Untersuchungsergebnisse wurden retrospektiv ausgewertet und in den Kontext mit der Gesamtzahl der Gesetzes-Verstöße im Straßenverkehr mit anschließender Blutalkoholmessung gebracht.

Von insgesamt 3567 Verkehrsdelikten, bei denen eine Bestimmung der Blutalkoholkonzentration vorgenommen wurde, wurden 342 (9,6 %) Elektro-Scooter-Fälle identifiziert, berichten die Wissenschaftler. Im Vergleich dazu gab es 1612 Pkw-Fahrer (45,2 %), 394 Radfahrer (11,1 %), 38 Lkw-Fahrer (1,1 %) und 30 Kleinkrafträder (0,8 %). Die überwiegende Mehrzahl der Untersuchten (87,7 %) waren männlich.

Blutalkoholkonzentration häufig über 1,1‰

Die Ergebnisse zeigen, dass die Blutalkoholkonzentration (BAK) bei 76,9 Prozent der Untersuchten über der für eine absolute Fahruntüchtigkeit beim Benutzen eines Pkw gültigen Grenze von 1,10‰ lag, was strafrechtlich erhebliche Folgen für die Delinquenten haben kann. Rund ein Viertel der E-Scooter-Fahrer mit einer BAK > 1,10‰ wurde mit alkoholbedingten Ausfallerscheinungen auffällig, im Vergleich zu 9 Prozent mit 0,5–1,1‰. Damit zeigt sich ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens von Ausfallerscheinungen bei einer BAK < 1,10‰ und > 1,10‰, so die Studienautoren.

Alkoholisiert E-Scooter-Fahrer vor allem in den Nachtstunden 

Die Fahrten mit dem E-Scooter unter Alkoholeinfluss fanden den Studienergebnissen zufolge vor allem am Wochenende und in den Sommermonaten statt. In 259 von 342 Fällen (75,7 %) wurden die E-Scooter unter Alkoholeinfluss außerdem zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens benutzt. Dies könnte darauf hinweisen, dass E-Scooter als praktische Alternative zu anderen Verkehrsmitteln angesehen werden, um sich zeitsparend und flexibel auch in angetrunkenem Zustand im öffentlichen Verkehr zu bewegen, betonen die Wissenschaftler.

Nächtliches Fahrverbot sinnvoll

Da E-Scooter-Fahrer einen bedeutenden Anteil unter den alkoholisierten Verkehrsteilnehmern einnehmen, sollte vermehrt über Gefahren bei der Nutzung der E-Scooter unter Alkoholeinfluss aufgeklärt werden, resümieren die Studienautoren. So etwa könnten Informationen zur deutschen Gesetzeslage und definierten Grenzwerten für alkoholisiertes Fahren bereits in denen zur Buchung der Roller verwendeten Handyapplikationen und an den E-Scootern selbst in Form von Warnhinweisen oder Aufklebern integriert sein. Da die Vorfälle außerdem meist nachts und am Wochenende stattfanden, könnte laut der Wissenschaftler auch ein nächtliches Fahrverbot zur Verringerung der Verkehrsdelikte durch alkoholisierte E-Scooter-Fahrer sinnvoll sein.