Wundheilung: Erste Leitlinie zur Anwendung von kaltem therapeutischen Plasma erschienen
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Künstlich erzeugte, sogenannte „kalte“ Plasmen haben in den vergangen Jahren vor allem in der Behandlung chronischer Wunden zunehmend an Bedeutung gewonnen. Sie töten Mikroorganismen schonend ab und erlauben eine gezielte Beeinflussung des Zellwachstums. Mit den Empfehlungen der ersten S2k-Leitlinie zum rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma unter Federführung der Greifswalder Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und Plastische Operationen soll nun das Potenzial dieser neuen Technologie besser genutzt und Behandlungsfehler vermieden werden. An der Leitlinie mitgewirkt haben u.a. die Fachgesellschaften der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Dermatologie, der Chirurgie, der Augenheilkunde und der Zahnmedizin.
Wirkungsweise auf menschliche Zellen
Kaltplasma wird vor allem erfolgreich in der Therapie schlecht heilender und chronischer Wunden, zur Behandlung erregerbedingter Hauterkrankungen sowie zur Behandlung mikrobiell infizierter Haut‐, Schleimhaut‐, Wund‐ und Tumoroberflächen eingesetzt. Dabei tötet ein körperwarmer Strahl Keime auf der Wundfläche ab, ohne diese zu berühren. Zum anderen werden Zellteilung und Mikrozirkulation angeregt, die bei der Regeneration von zerstörtem Gewebe eine wesentliche Rolle spielen. Die Eigenschaft von Kaltplasma Krebszellen abzutöten, wird laut Leitliniengruppe derzeit international intensiv erforscht, ist aber noch nicht als Option zur Behandlung von Tumoren verfügbar
Starke Empfehlungen der Leitlinie
Für den rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma als Ergänzung zur Standardtherapie in Praxis und Klinik gibt die Leitlinie folgende starke Empfehlungen:
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Es kann die kurative Behandlung von chronischen und infizierten Wunden durch Applikation von physikalischem Kaltplasma und entsprechende Wundtoilette empfohlen werden. Wo erforderlich, sollte sie ergänzt werden durch fachärztliche Therapie relevanter Co‐Morbiditäten.
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Es kann vorgeschlagen werden, die palliative Behandlung von ulzerierten, offenen, anaerob kontaminierten Tumormetastasen mit physikalischem Kaltplasma als Maßnahme zur Keimreduktion und damit Bekämpfung der Geruchsentwicklung und Schmerzhaftigkeit durchzuführen.
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Wo es die Umstände erlauben und sinnvoll machen, kann die Applikation von physikalischem Kaltplasma nach erfolgter Qualifikation durch Fachpflegekräfte empfohlen werden.
„Mit dieser Leitlinie hat sich die Plasmamedizin als effektive Therapiestrategie erfolgreich etabliert,“ betonte der Vorstandsvorsitzende des Nationalen Zentrums für Plasmamedizin Hans-Robert Metelmann. Gleichzeitig zeige die Mitwirkung so vieler medizinischer Disziplinen an der Leitlinie außerdem ein breitgefächertes Interesse an einer wissenschaftlich basierten und qualitätsorientierten Weiterentwicklung der Plasmamedizin für Klinik und Praxis, so auch Christian Seebauer, Leiter der Sprechstunde in der MKG-Chirurgie des Universitätsklinikums Greifswald.
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