Wer sollte auf Gebärmutterhalskrebs untersucht werden?

  • Marine Cygler
  • Medizinische Nachrichten
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Unabhängig davon, ob Sie eine Cisgender-Frau oder ein Transgender-Mann sind, der seine Gebärmutter behalten hat (und ungeachtet des Geschlechts Ihres Partners oder Ihrer Partnerin), und selbst wenn Sie eine Frau sind, die nicht mehr sexuell aktiv ist, sollten Sie unbedingt Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung eines Zervixkarzinoms durchführen lassen. So lautet die Empfehlung von Dr. med. Julia Maruani, einer Gynäkologin aus Marseille, bei einer Pressekonferenz vor der 46. Jahrestagung des französischen Verbands für Kolposkopie und zervikal-vaginale Krankheiten (SFCPCV).

Das Screeningprogramm zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs richtet sich derzeit an asymptomatische, immunkompetente und sexuell aktive Frauen im Alter von 25 bis 65 Jahren. Während ihrer Präsentation betonte Maruani jedoch, dass für das Screening die Art der sexuellen Aktivität der Patientin keine Rolle spielt.

Sex zwischen Frauen

Es wird gemeinhin angenommen, dass nur Männer das humane Papillomavirus (HPV) übertragen können. „Wenn Sie in einer sexuellen Beziehung mit einem Mann sind, dann können Sie HPV durchaus von ihm bekommen. Aber es ist auch möglich, dass HPV in einer sexuellen Beziehung zwischen zwei Frauen über Berührungen, Körperflüssigkeiten oder Sexspielzeuge übertragen wird“, sagte Maruani und wies darauf hin, dass 20 % aller lesbischen und 30 % aller bisexuellen Frauen HPV-Trägerinnen sind.

Da Frauen, die sexuelle Beziehungen zu anderen Frauen haben, irrtümlicherweise der Ansicht sind, dass ihre demografische Gruppe weniger davon betroffen ist, unterziehen sie sich mit geringerer Wahrscheinlichkeit einem Zervixscreening. Aufgrund der ausbleibenden Voruntersuchungen werden in dieser Gruppe auch häufiger fortgeschrittene Läsionen und Krebserkrankungen festgestellt.

Transgender-Männer

Maruani definiert Transgender-Männer als „Frauen, die ihr Geschlecht geändert haben und Männer geworden sind“. Ist ein Zervixscreening für sie von Interesse? Nicht für alle. Wenn die Gebärmutter entfernt wurde, ist kein Gebärmutterhals mehr vorhanden, sodass ein Screening nicht mehr notwendig ist. Hysterektomien werden jedoch selten durchgeführt, da sie in den meisten europäischen Ländern für eine Geschlechtsänderung aus rechtlicher Sicht nicht erforderlich sind.

Die Zahlen sind besorgniserregend: 60 % der Cisgender-Frauen, aber nur 27 % der Transgender-Männer unterziehen sich einem Screening.

„Für diese demografische Gruppe ist es schwierig, einen Termin bei einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen zu bekommen. Es ist für sie nicht einfach, in einem Wartezimmer für Frauen zu sitzen“, sagte Maruani und wies darauf hin, dass Diskussionen über die Übergangsphase (Transition) oft die gesamte Dauer des Termins in Anspruch nehmen. Häufig ist es auch so, dass medizinische Probleme oder Präventionsfragen, die nicht mit der Transition zusammenhängen, gar nicht angesprochen werden.

Darüber hinaus ist es für Transgender-Männer, die ihre Gebärmutter behalten haben, sich rechtlich aber als Männer identifizieren, gar nicht möglich, über Online-Terminbuchungssysteme einen Termin zu vereinbaren. „Gynäkologinnen und Gynäkologen müssen diese Standardoption deaktivieren“, sagte Maruani.

Ebenso werden Transgender-Männer nicht zur Teilnahme an Screeningprogrammen für Gebärmutterhals- oder Brustkrebs eingeladen, da sie in Bezug auf staatliche Sozialleistungen und Screeningzentren als männlich gelten. Darüber hinaus – und Maruani bezeichnete dies als „administrative Knacknuss, die gelöst werden muss“ – werden bestimmte medizinische Verfahren bei Männern nicht von den Kassen übernommen.

Dennoch ist das Risiko, sich mit HPV anzustecken, bei Transgender-Männern höher als bei der restlichen Bevölkerung, was auf unterschiedliche Sexualpraktiken in dieser demografischen Gruppe sowie auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass sie tendenziell mehrere Sexualpartner haben. Das Risiko ist daher größer, bei zytologischen Untersuchungen Anomalien zu finden.

Wenn das Screening unzureichend, das Risiko einer HPV-Infektion jedoch groß ist, wäre Maruani zufolge die logische Schlussfolgerung, dass es mehr Läsionen und mehr Krebs in dieser demografischen Gruppe gibt, obwohl genaue Daten zu Krebs fehlen.

Enthaltsam lebende Frauen

Heutzutage nehmen Voruntersuchungen bei Frauen mit dem Alter ab, insbesondere nach der Menopause. Dies gilt insbesondere für Frauen, die nicht mehr sexuell aktiv sind. Eine weitere vorgefasste Meinung, die geändert werden muss, ist, dass Frauen, die nicht mehr sexuell aktiv sind, kein Screening mehr benötigen. Diese Vorstellung widerspricht jedoch dem natürlichen Verlauf einer HPV-Infektion komplett. „Zwischen der Infektion und der Entwicklung präkanzeröser Läsionen vergehen mindestens fünf Jahre. Und zwischen einer präkanzerösen Läsion und einer Krebserkrankung liegen weitere fünf Jahre“, sagte Maruani.

Eine Frau könnte also auch noch zwanzig Jahre nach einer Infektion mit HPV gefährdet sein. Etwa 80 % aller Frauen sind HPV ausgesetzt, und 5 bis 10 % haben eine persistierende Infektion, die zur Entwicklung von präkanzerösen Läsionen führen könnte.

„Eine Frau, die nicht mehr sexuell aktiv ist, sollte also nicht einfach mit den Zervixscreenings aufhören, zumal es bis zu einem ziemlich fortgeschrittenen Krebsstadium keine Symptome gibt.“ Kein Geschlechtsverkehr bedeutet nicht, dass das Screening abgebrochen werden kann.

Welche Behandlung ist für Partnerinnen und Partner von Frauen geeignet, die nicht mehr sexuell aktiv sind? Keine. Bei der Pressekonferenz waren sich die Spezialisten einig, dass ein positiver HPV-Test auch für Partnerinnen und Partner von Bedeutung wäre. Dennoch erinnerten sie daran, dass eine solche Infektion in der Regel generell weit in der Vergangenheit aufgetreten wäre und männliche oder weibliche Partner der betroffenen Frau daher wahrscheinlich bereits damit in Kontakt gekommen wären. Den Patientinnen sollte zudem mitgeteilt werden, dass bei zytologischen Untersuchungen in der Vergangenheit nicht nach HPV gesucht wurde, sodass das Virus möglicherweise bereits damals vorhanden war. Laut den Spezialisten müssen Sie Ihre sexuellen Gewohnheiten nicht ändern, sondern sich einfach weiterhin genau beobachten und untersuchen lassen.

Dieser Artikel wurde aus der französischen Medscape-Ausgabe für medscape.com übersetzt.