Wer dem Liebsten Komplimente macht, tut sich selbst etwas Gutes
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Was sich liebt, das lobt sich – und fühlt sich dann auch selbst besser. So in etwa könnte man beschreiben, was im Gehirn passiert, wenn Lebenspartnerin und Lebenspartner Komplimente austauschen oder sich gegenseitig loben. Die zugrundeliegenden neuronalen Reaktionen haben Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim erforscht. Die Ergebnisse beschreiben sie im Fachmagazin „SCAN – Social Cognitive Affective Neuroscience“.
Die Liebe ist wahrscheinlich das faszinierendste Gefühl, das ein Mensch jemals erlebt. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, was im Gehirn eines Liebespaares - der zentralen und wichtigsten Beziehung im Erwachsenenalter - vor sich geht, während sie besonders zärtlich sind und liebevolle Worte miteinander austauschen. Um einen Einblick in diese Paarinteraktion zu gewinnen, haben Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen um Professor Dr. Beate Ditzen, Direktorin des Instituts für Medizinische Psychologie am UKHD, 84 Personen (darunter N = 43 heterosexuelle Paare) in eine Studie aufgenommen.
Wie die Studienautoren berichten, untersuchten sie die Hirnfunktionen der Probanden und Probandinnen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie, während diese sich gegenseitig kurze Textnachrichten mit Komplimenten und Worten, was sie aneinander und an ihrer Beziehung mögen, schickten.
Die Untersuchung zeigte, dass bestimmte Gehirnareale des sogenannten limbischen Systems, die auch bei der Empathie- und Belohnungsverarbeitung beteiligt sind, nicht nur dann aktiviert werden, wenn man eine positive Nachricht erhält, sondern auch, wenn eine positive Nachricht für den Partner oder die Partnerin ausgewählt wird. „Die Ergebnisse unserer Untersuchung liefern erste Hinweise darauf, dass liebe und wertschätzende Worte an den Partner oder die Partnerin jene Belohnungsschaltkreise im Gehirn aktivieren, die auch dann reagieren, wenn wir beispielsweise unsere Lieblingsmusik hören, ein gutes Essen genießen oder im Lotto gewinnen,“ erklärt Beate Ditzen in einer Mitteilung der Universität. In diesem Areal sind vor allem die Hormone Oxytocin und Dopamin, die im Sprachgebrauch als Bindungs- und Glückshormon bekannt sind, aktiv.
Vorherige Arbeiten zeigten, dass positives Feedback in Form von Komplimenten und Lob die neuronalen Empathie- und Belohnungsareale beim Empfänger aktiviert und mit der Zufriedenheit in der Beziehung zwischen romantischen Paaren zusammenhängt. „In der aktuellen Studie haben wir herausgefunden, dass eben auch das Senden von Lob und die Antizipation – also das Wissen darüber, dass ich gleich mein Kompliment aussprechen werde – dieselben relevanten Hirnbereiche und sogar in größerem Umfang aktiviert, als ein vom Partner erhaltenes Lob,“ ergänzt Studienleiterin Dr. Monika Eckstein, Institut für Medizinische Psychologie am UKHD. Eine weitere Erkenntnis gab es noch dazu: Auch eine positive Rückmeldung an sich selbst sprach die Belohnungsnetzwerke an.
Die Ergebnisse sind erste wichtige Hinweise auf die neurobiologischen Mechanismen, die romantische Beziehungen stabilisieren können und damit auch einen wichtigen Aspekt für die Regulierung von Stress und die Gesundheit darstellen. Ob die gleichen Reaktionen im Gehirn stattfinden, wenn weitere Familienmitglieder, etwa Eltern, Kinder oder Geschwister, gelobt werden oder die Arbeitskollegin oder der Arbeitskollege ein Kompliment erhält, muss noch erforscht werden.
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