Was Ärzte und Gesundheitspersonal weltweit beschäftigt - Hautdiphtherie, eine Syphilis-"Epidemie" und eine neue Covid-19-Variante

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Wir vom Medscape Professional Network möchten mit Ihnen wichtige und klinisch relevante Beiträge aus verschiedenen Ländern der Welt der letzten Wochen teilen.

 

 

EUROPA

Frankreich

Angesichts der jüngsten Streiks und Proteste in Frankreich gibt ein Arzt der Notaufnahme in einem neuen Kommentar der französischen Ausgabe von Medscape einen Überblick über die Literatur zur Behandlung von Verletzungen durch Anti-Aufruhr-Waffen (Flashballs, Taser, Schlagstöcke, Schutzschilde, Tränengas).

Während in Frankreich eine neue Verhandlungsrunde über den Status der Krankenhausärzte begonnen hat, hat die wissenschaftliche Zeitschrift JAMA mehr als beunruhigende Ergebnisse über die psychische Gesundheit des Personals französischer Universitätskliniken veröffentlicht. Aus dieser Studie geht hervor, dass 40 % der Befragten Symptome von Burn-out aufweisen, 14 % hatten Selbstmordgedanken und weitere 12 % leiden unter Stress am Arbeitsplatz.

Dank einer neuen Initiative des Kollektivs Médecins solidaires  haben 600 Patientinnen und Patienten aus einer kleinen Stadt in der Region Creuse nun ärztliche Unterstützung. Das Prinzip ist einfach: Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner aus ganz Frankreich wechseln sich jede Woche in einem Gesundheitszentrum ab. Diese Initiative könnte nachgeahmt werden und eine nachhaltige Versorgung in unterversorgten Gebieten gewährleisten.

Deutschland

Im Rahmen eines europaweiten Ausbruchs sind in Deutschland ungewöhnlich viele Fälle von Diphtherie festgestellt worden. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden seit letztem Sommer 170 Fälle gemeldet (Stand: 12.04.2023). In neun von zehn Fällen handelt es sich um Hautdiphtherie. Die Krankheit führt zu schmierigen Wunden auf Haut und Schleimhäuten und kann tödlich verlaufen. Den Angaben zufolge betrifft der jüngste Ausbruch Geflüchtete, die nach Deutschland eingereist sind, hauptsächlich aus Syrien und Afghanistan.

Mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit hat auch in Deutschland die Zeckensaison begonnen. Zeckenexperten warnen vor Fehldiagnosen bei Kindern, denn Infektionen können nach Bissen der Tiere auch sehr untypische Symptome hervorrufen. Selbst Darmsymptome können auf FSME hinweisen.

Die letzten Maßnahmen im Kampf gegen Covid-19 sind in Deutschland ausgelaufen. Am 7. April 2023 endete die staatlich verordnete Maskenpflicht in Praxen und Kliniken. Allerdings können die Einrichtungen von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und weiterhin Masken vorschreiben.

Spanien

Die Beschäftigten des Gesundheitswesens setzen ihre Proteste im ganzen Land fort, um bessere Arbeitsbedingungen zu fordern. In einigen Regionen, wie z. B. Galicien, begannen die Krankenhausärzte am Dienstag, den 11. April, einen unbefristeten Streik. In Madrid haben die Gewerkschaften für den 19. April sowie den 8. und 26. Mai zu drei Streiktagen aufgerufen, um die Einführung der 35-Stunden-Woche zu fordern.

Der neue Kodex für medizinische Ethik, der von der Generalversammlung des Allgemeinen Rates der Ärztekammern Spaniens (CGCOM) verabschiedet wurde, wurde im Abgeordnetenkongress vorgestellt. Der neue Text ist jetzt auf der CGCOM-Website abrufbar.

Am vergangenen Freitag, dem 14. April, konnten die ersten 400 Bewerberinnen und Bewerber für die Facharztausbildung auf die Website des Gesundheitsministeriums zugreifen, um ihr künftiges Fachgebiet auszuwählen. Das Verfahren wird bis zum 7. Mai fortgesetzt. Die Facharztausbildung beginnt am 23. Mai.

AMERIKA

Vereinigte Staaten

In den USA hat ein texanischer Bezirksrichter am 7. April den Zugang zu medizinischen Abtreibungen im ganzen Land erschwert, als er eine einstweilige Verfügung gegen den Verkauf der Abtreibungspille Mifeprostone anordnete, mit der Begründung, dass die FDA bei der Zulassung des Medikaments im Jahr 2000 Sicherheitsrisiken ignoriert habe.

Die Entscheidung ließ viele Ärztinnen, Ärzte und Patientinnen im Unklaren darüber, ob sie die Pille verwenden können oder nicht. Sie stellte auch die letztendliche Autorität der FDA in Frage, die Sicherheit und Wirksamkeit eines Medikaments zu bestimmen. Führungskräfte von mehr als 300 Biotech- und Pharmaunternehmen unterzeichneten einen offenen Brief, in dem sie eine Aufhebung der Entscheidung forderten, da sie wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriere und die FDA untergrabe. 

Der Oberste Gerichtshof erließ am 14. April eine Verfügung, mit der der Zugang zur Pille bis Mittwoch um Mitternacht vorübergehend wiederhergestellt wurde, nachdem das Justizministerium eine administrative Aussetzung des texanischen Urteils beantragt hatte. 

Auch wenn die Bedrohung durch Covid-19 in den USA deutlich nachgelassen hat, warnen Fachleute, dass dieser Erreger nach wie vor zu den gefährlichsten in den USA gehört - er verursache durchschnittlich 1.300 Todesfälle pro Woche - und dass er nach wie vor erhöhte Wachsamkeit erfordere

Die Centers of Disease Control and Prevention haben eine neue Omicron-Subvariante mit der Bezeichnung "Arcturus" (XBB.1.16) in ihre Beobachtungsliste aufgenommen, die damit an zweiter Stelle steht und 7 % der Covid-19-Fälle in den USA verursacht.

Die CDC macht jetzt auch auf eine Syphilis-"Epidemie" aufmerksam , nachdem ein neuer Bericht zeigt, dass die Fälle der sexuell übertragbaren Krankheit im Jahr 2021 auf ein 70-Jahres-Hoch angestiegen sind.

Lateinamerika

In Lateinamerika haben Mexiko, Argentinien und Brasilien Zulassungsverfahren eingeführt und eine Entwicklungs- und Produktionsbasis geschaffen, was den Zugang zu Biosimilars erleichtert hat. Eine Verallgemeinerung in anderen Ländern der Region steht noch aus, da sich das Zulassungsverfahren für Biosimilars von den üblichen Zulassungsverfahren für Generika unterscheidet. 

Wird in Lateinamerika  weniger geraucht? Die Daten zeigen, dass die Rauchprävalenz in Regionen wie Nord- und Südamerika zwischen 2000 und 2020 von 28 % auf 16 % gesunken ist. Südamerika zeichnet sich als eine der Regionen ab, die das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die Rauchprävalenz bei den über 15-Jährigen bis 2025 um 30 % zu senken, wahrscheinlich erreichen werden. 

Die Ergebnisse einer exklusiven Umfrage der spanischen Ausgabe von Medscape unter mehr als 1.000 argentinischen Ärztinnen und Ärzten zeigen, dass 70 % der Befragten Freunde haben, die ihnen bei ihrer Arbeit helfen.

AFRIKA

Auf dem afrikanischen Kontinent kommt es zu zwei gleichzeitigen Ausbrüchen des Marburg-Virus, einer in Äquatorialguinea, der andere in Tansania. In Tansania gab es 5 Todesfälle bei acht bestätigten Fällen (Stand: 6. April). In Äquatorialguinea sind 15 Fälle aufgetreten und 11 Menschen gestorben.

ASIEN

Einem neuen Bericht zufolge kann der neue Covid-19-Subtyp "Arcturus" bei Kindern bisher unbekannte Symptome hervorrufen. Ein prominenter Kinderarzt in Indien beobachtet vermehrt Kinder mit "juckenden" oder "klebrigen" Augen, die den Symptomen einer Bindehautentzündung ähneln. Das neue Symptom der juckenden Augen tritt zusätzlich zu hohem Fieber und Husten auf, so Dr. Vipin Vashishtha auf Twitter, der darauf hinwies, dass die Zahl der pädiatrischen Covid-19-Fälle dort zum ersten Mal seit sechs Monaten wieder gestiegen ist.

China nimmt nicht an einem Projekt der Vereinten Nationen teil, bei dem asiatische Märkte und andere Einrichtungen untersucht werden sollen, bei denen ein hohes Risiko besteht, dass Infektionskrankheiten von Wildtieren auf den Menschen übertragen werden, so ein UN-Beamter gegenüber Reuters. Chinas Zögern, sich an dem UN-Projekt zu beteiligen, an dem auch andere asiatische Länder beteiligt sind, könnte die Frustration von Forschenden aus aller Welt verstärken, die Peking drängen, Informationen über den Ursprung von Covid-19 weiterzugeben, um künftige Pandemien durch die Übertragung von Krankheiten von Tieren auf Menschen zu verhindern.

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