Kernbotschaft
Patienten mit Symptomen einer Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern profitieren von einer Therapie zur Rhythmuskontrolle, wenn diese innerhalb eines Jahres nach der Diagnose der Herzrhythmusstörung begonnen wird.
Hintergrund
Patienten mit Vorhofflimmern und Herzschwäche haben ein hohes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie Tod, Schlaganfall oder Zunahme der Herzinsuffizienz. Selbst bei optimaler Therapie können solche Komplikationen auftreten. Da das Risiko für schwere kardiovaskuläre Komplikationen und Todesfälle bei Patienten mit Vorhofflimmern im ersten Jahr nach der Diagnose der Rhythmusstörung am höchsten ist, haben Kardiologen in der EAST–AFNET-4-Studie untersucht, ob eine frühe rhythmuserhaltende Therapie die Prognose der Patienten verbessert. AFNET 4 ist eine europaweite prospektive und offene europäische Studie, die vom Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET) in Kooperation mit der Europäischen Rhythmologen-Vereinigung (EHRA) durchgeführt wurde. EAST steht für Early treatment of Atrial fibrillation for Stroke prevention.
Wie berichtet lautete das Hauptergebnis der 2020 publizierten Studie: Eine frühzeitige rhythmuserhaltende Therapie mit Medikamenten und/oder Ablation führte im Vergleich zur üblichen Behandlung zu weniger Todesfällen, Schlaganfällen und Krankenhausaufenthalten wegen progredienter Herzinsuffizienz oder akutem Koronarsyndrom.
Jetzt gingen die Studienautoren der Frage nach, ob auch die Subgruppe der Vorhofflimmer-Patienten mit Herzschwäche von der frühen rhythmuserhaltenden Behandlung profitieren.
Design
Diese präspezifizierte Subanalyse der EAST-AFNET-4-Studie untersuchte die Wirkung einer frühzeitigen rhythmuserhaltenden Therapie (Antiarrhythmika oder Katheterablation) im Vergleich zur üblichen Versorgung auf primäre und auf sekundäre Endpunkte bei Patienten mit Herzinsuffizienz (NYHA II-III oder linksventrikuläre Ejektionsfraktion <50%).
Die Analyse umfasste 798 Patienten (37,6 % weiblich, mittleres Alter 71 Jahre, 785 mit bekannter LVEF). Die Mehrheit der Patienten (n=442) hatte eine HFpEF (LVEF≥50%; mittlere LVEF 61%), die anderen hatten eine Herzinsuffizienz mit mittlerer Auswurffraktion (n=211; LVEF 40-49%; mittlere LVEF 44%) oder eine Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (n=132; LVEF<40%; mittlere LVEF 31%). Der kombinierte primäre Endpunkt setzte such zusammen aus den Einzelendpunkten kardiovaskulärer Tod, Schlaganfall oder Krankenhausaufenthalt wegen Zunahme der Herzinsuffizienz oder wegen eines akuten Koronarsyndroms. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 5,1 Jahre.
Hauptergebnisse
- Während der Nachbeobachtungszeit trat der kombinierte Endpunkt bei Patienten mit früher Rhythmuskontrolle seltener auf als bei Patienten mit der Standardtherapie: 94/396; 5,7 pro 100 Patientenjahre versus 130/402; 7,9 pro 100 Patientenjahre.
- Die relative Risikoreduktion betrug 26 Prozent (Hazard Ratio 0,74; CI 0,56-0,97, p=0,03); der Status der Herzinsuffizienz spielte dabei keine Rolle (Interaktion p-Wert=0,63).
- Der kombinierte primäre Sicherheitsendpunkt (Tod, Schlaganfall oder schwerwiegende unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Rhythmuskontrolle) trat bei 17,9 Prozent der Patienten mit früher Rhythmuskontrolle auf; in der Vergleichsgruppe betrug dieser Anteil 21,6 Prozent (Hazard Ratio 0,85; 0,62-1,17, p=0,33).
- Die LV-Ejektionsfraktion verbesserte sich in beiden Gruppen (5,3% und 4,9%, p=0,43).
Klinische Bedeutung
Laut Erstautor Dr. Andreas Rillig vom Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Hamburg verdeutlichen „die Ergebnisse dieser Analyse den Nutzen einer frühen rhythmuserhaltenden Behandlung für alle Patienten mit Herzschwäche der EAST–AFNET-4-Studie. Früher Rhythmuserhalt entweder mit antiarrhythmischen Medikamenten oder durch Katheterablation sollte allen Patienten mit Vorhofflimmern angeboten werden, die Symptome einer Herzschwäche oder eine eingeschränkte linksventrikuläre Funktion haben.“
Das Hauptergebnis der Studie hatte der wissenschaftliche Leiter der Studie und Vorstandsvorsitzende des AFNET, Prof. Paulus Kirchhof (Universitäres Herzzentrum Hamburg und Universität Birmingham), so kommentiert: „Diese Ergebnisse haben das Potential, die klinische Praxis grundlegend zu verändern, hin zum frühen Rhythmuserhalt zeitnah nach der Diagnosestellung Vorhofflimmern.“
Finanzierung: Das Kompetenznetz Vorhofflimmern hat die Studie ins Leben gerufen und als Sponsor durchgeführt. Finanzielle Unterstützung gab es von der Deutschen Herzstiftung, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Firmen Sanofi und Abbott.
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