Vorhersagemodell quantifiziert das Risiko für die Ruptur intrakranieller, wachsender Aneurysmen

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Wird bei einem intrakraniellen Aneurysma radiologisch ein Wachstum festgestellt, so beträgt das Risiko einer Ruptur etwa 1:25. Eine genauere Abschätzung ist mit einem Vorhersagemodell möglich, dass die Größe, Form und Lage des Aneurysmas berücksichtigt.

Hintergrund

Viele intrazerebrale Aneurysmen sind asymptomatisch; mitunter werden sie bei der Bildgebung zufällig entdeckt. Wenn keine endovaskuläre oder neurochirurgische Versorgung erfolgt, werden die Läsionen häufig radiologisch überwacht. Im Falle, dass dabei ein Wachstum des Aneurysmas festgestellt wird, sei das absolute Risiko einer Ruptur unklar, schreiben die Autoren.

Design

Retrospektive Kohortenstudie mit den individuellen Daten von Patienten ab 18 Jahren (71 % Frauen, Durchschnittsalter 61 Jahre) und dem Ziel, das absolute Risiko von Rupturen intrakranieller Aneurysmen (ICA) ab Nachweis zu bestimmen und ein Vorhersagemodell zu entwickeln. Fusiforme und arteriovenöse Fehlbildungen waren ausgeschlossen.

Ergebnisse

  • Unter 5166 Patienten, deren ICA nachverfolgt wurden, wurden 4827 ausgeschlossen, weil kein Wachstum nachweisbar war, und 27 weitere, weil die Nachverfolgung weniger als einen Tag betrug.
  • Die verbleibenden 312 Patienten hatten insgesamt 329 ICA. Die Nachverfolgungszeit betrug 864 Aneurysmen-Jahre, währenddesssen 25 ICA (7,6 %) rissen.
  • Das absolute Ruptur-Risiko nach Wachstum betrug:
    • Nach 6 Monaten 2,9 % (95%-Konfidenzintervall 0,9 – 4,9),
    • Nach einem Jahr 4,3 % (95%-KI 1,9 – 6,7),
    • Nach 2 Jahren 6,0 % (95%-KI 2,9 – 9,1).
  • Prädiktiv für eine Ruptur waren in der multivariablen Analyse:
    • Die Größe: Chancenverhältnis HR ab 7 mm 3,1 (95%-KI 1,4 – 7,2),
    • Irreguläre Form: HR 2,9 (95%-KI 1,3 – 6,5),
    • Lokation: HR 3,6 (95%-KI 0,8 – 16,3) für die Arteria cerebri media, sowie HR 2,8 (95%-KI 0,6 – 13) für vordere Hirnarterie, A. communicans posterior oder posteriore Zirkulation.
  • In dem „Triple-S“-Modell (size, site, shape), das die Forscher anhand ihrer Daten entwickelten, liegt das 1-Jahres-Rupturrisiko zwischen 2,1 und 10,6 %.

Klinische Bedeutung

Die Auswertung individueller Patientendaten und das darauf basierende Vorhersagemodell präzisieren das Rupturrisiko für ICA und können damit die Beratung bezüglich präventiver Maßnahmen unterstützen.

Finanzierung: Stipendium der Niederländischen Herzstiftung an den Seniorautor.