Von der Psoriasis zur Psoriasis-Arthritis: Bestimmte Interleukin-Hemmer senken das Risiko

  • Nicola Siegmund-Schultze|Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Erhalten Patienten mit Psoriasis als Biologikum einen Interleukin-23- oder einen Interleukin-12/23-Hemmer anstelle eines TNFα-Inhibitors, verringert sich das Risiko für die Entwicklung einer Psoriasis-Arthritis um 40-60 %. Das ergibt eine große Kohortenstudie mit mehr als 15.000 US-amerikanischen Patienten (Lancet Rheumatol).

Hintergrund

Die Prävalenz der Psoriasis-Arthritis liegt einer aktuellen Metaanalyse von 266 Studien zufolge bei 24 % (1). Bei jedem vierten Patienten mit Psoriasis entwickelt sich also eine Psoriasis-Arthritis. Die Behandlung ist oft schwierig. Nur 20-47 % der Patienten mit Psoriasis-Arthritis erreichen mit Biologika eine mindestens 50-%-ige Reduktion ihrer Symptome nach den Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) (2). Für Psoriasis-Betroffene sind daher Therapien wichtig, die einen Progress zur inflammatorischen Arthritis möglichst verhindern. Ob bestimmte Biologika mit einem niedrigeren Progressionsrisiko assoziiert sind als andere, ist in einer großen US-amerikanischen Registerstudie analysiert worden (3).

Design

  • Studienform: retrospektive Kohortenstudie auf Basis der elektronischen Patientenakten aus dem US-amerikanischen TriNetX-Register (Zeitrahmen: 2014-22)
  • Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: Patienten ≥ 18 Jahre mit zweimaliger Diagnose einer Psoriasis im Abstand von > 30 Tagen, denen ein Biologikum neu verschrieben wurde
  • Merkmale der Patienten: durchschnittlich 50,2 Jahre bei Psoriasis-Befund und zu 54,2 % weiblich
  • Biologika: TNFα-Inhibitoren und Inhibitoren von Interleukin-(IL)17, IL-23 oder IL-12/23
  • Studienziel: Vergleich des Neuauftretens einer Psoriasis-Arthritis unter dem Aspekt der Behandlung mit den verschiedenen Biologika

Hauptergebnisse

  • 15.501 Psoriasis-Patienten wurden eingeschlossen. Von ihnen entwickelten 976 (6,3 %) nach durchschnittlich 2,4 Jahren eine inflammatorische Arthritis.
  • Nach einer multivariaten Regressionsanalyse ergab sich für Teilnehmer, die IL-23- oder IL-12/23-Hemmer erhalten hatten, ein um 40-60 % reduziertes Risiko für einen Progress zur Psoriasis-Arthritis während der Beobachtungszeit (Durchschnitt: 2,4 Jahre; 0,4-4,4 Jahre).
  • Für IL-23-Inhibitoren (Guselkumab, Risankizumab, Tildrakizumab) lag die Wahrscheinlichkeit (Hazard Ratio; HR) für die Entwicklung einer Psoriasis-Arthritis bei 0,41 im Vergleich zur Behandlung mit TNFα-Inhibitoren, eine nicht nur nominell, sondern auch statistisch signifikante Differenz.
  • Bei einer Therapie mit dem IL-12/23-Blocker Ustekinumab betrug die HR 0,58, das Risiko für eine Psoriasis-Arthritis im Beobachtungszeitraum war also um 42 % gegenüber TNFα-Inhibitoren reduziert.
  • Unter einer IL-17-Inhibition sank das Risiko um 14 % (HR: 0,86), dieser Unterschied war nicht statistisch signifikant. Eine IL-17-Hemmung hat allerdings eine deutliche therapeutische Wirkung bei bereits manifestierter Psoriasis-Arthritis. So vermindert der IL-17A/F-Antagonist Bimekizumab zum Beispiel die Gelenk- und Hautsymptome hoch effektiv (4).

Klinische Bedeutung
Diese große Kohortenstudie belegt eine deutliche Senkung des Risikos für die Progression einer Psoriasis zur Psoriasis-Arthritis unter IL-23- und IL-12/23-Inhibitoren im Vergleich mit TNFα-Inhibitoren. „Dies ist die erste Studie, in der die Risiken für ein Neuauftreten der Psoriasis-Arthritis zwischen verschiedenen Biologika für die Psoriasistherapie miteinander verglichen werden“, so das Autorenteam. Die Ergebnisse weisen nach ihrer Meinung auch daraufhin, dass IL-23, welches bekanntermaßen die krankheitsauslösenden Th17-Zellen aktiviert, auch die Progression zur Psoriasis-Arthritis ankurbeln könnte.

Dennoch seien IL-12/23- oder IL-23-Hemmer nun nicht das Mittel der Wahl für alle Psoriasis-Patienten, heißt es im Kommentar (5). Zum einen sei eine Selektionsbias im Setting der aktuell publizierten Studie nicht ausgeschlossen, es müssten prospektive Untersuchungen folgen. Zum anderen sei es sinnvoll, besonders stark gefährdete Patienten auf Basis immunologischer Phänotypen zu identifizieren und entsprechend zu behandeln. Die Grundlagen für eine solche Phänotypisierung würden in derzeit laufenden Studien gelegt. 

Finanzierung: keine externe Finanzierung