Vogelgesang vertreibt Ängste und bessert die Stimmung
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Während Verkehrslärm bei gesunden Probanden depressive Zustände generell verschlechtert, ist dies bei Vogelgezwitscher nicht der Fall. Dieser verringert stattdessen Ängstlichkeit und – wie erstmals gezeigt wurde – auch Paranoia. Die kognitive Leistung wurde weder durch Verkehrslärm noch durch Vogelgesang beeinflusst.
Hintergrund
In Europa leben mittlerweile 75 % der Menschen in Städten. Mehrere epidemiologische Studien zeigen, dass dies mit einer vermehrten psychologischen Belastung einhergeht, mit einer höheren Inzidenz an Schizophrenie und möglicherweise auch Depressionen. Die Zusammenhänge und mögliche Gegenmaßnahmen sind aber bislang nur wenig erforscht.
Design
Randomisiertes Online-Experiment mit 295 gesunden Teilnehmern. Präsentiert wurden Verkehrsgeräusche und Vogelgesänge über jeweils 6 Minuten, wobei die Zahl, Intensität und Diversität der Reize variierten. Gemessen wurde mit Fragebögen der Einfluss auf die Stimmung / Ängstlichkeit der Teilnehmer, und auf Misstrauen / Paranoia, sowie mittels eines Online-Tests auch die kognitive Leistung.
Ergebnisse
- Verkehrsgeräusche waren mit einem signifikanten Anstieg depressiver Symptome verbunden. Die Effektgröße war bei einheitlichen Geräuschen gering, bei gemischten Geräuschen mittelstark ausgeprägt.
- Das Hören von Vogelstimmen war bei mittlerer Effektstärke mit verringerter Ängstlichkeit und Paranoia assoziiert. Dies war unabhängig davon, ob der Gesang von nur einer Vogelart präsentiert wurde oder von mehreren. Die depressiven Zustände verringerten sich ebenfalls, allerdings nur beim gemischten Gesang mehrerer Vogelarten, und die Effektstärke war gering.
- Die kognitiven Leistungen waren sowohl unter Verkehrslärm als auch unter Vogelgesang unbeeinflusst.
Klinische Bedeutung
Trotz des artifiziellen Designs deutet dieses Experiment auf einen positiven Einfluss von Vogelgezwitscher auf die Psyche. „Vogelgesang könnte also zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention. Wenn wir schon in einem Online-Experiment, das die Teilnehmenden am Computer absolvierten, solche Effekte nachweisen können, ist davon auszugehen, dass diese in der freien Natur noch stärker sind“, sagte Erstautor Emil Stobbe in einer begleitenden Pressemitteilung.
Finanzierung: Keine Angaben.
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