Vierte Corona-Impfung: Geringer Nutzen für 50- bis 60-Jährige
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Von Michael van den Heuvel
Etliche Länder stellen sich die Frage, welchen Nutzen eine Viertimpfung tatsächlich zeigt. Die STIKO empfiehlt momentan eine 2. Auffrischungsimpfung frühestens 3 Monate nach der 1. Auffrischung, und zwar mit mRNA-Vakzinen. Als Zielgruppe werden u.a. Menschen ab 70, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen und Patienten mit Immundefizienz genannt. Doch wie sieht es bei Jüngeren aus?
Eine neue Studie aus Israel zeigt, dass der Nutzen für 50- bis 60-Jährige geringer ausfallen könnte als erhofft. Von 1.050 medizinischen Angestellten wurden 154 in die BioNTech/Pfizer- und weitere 120 in die Moderna-Gruppe aufgenommen. 426 gleichaltrigen Personen kamen als Kontrollen mit hinzu. Sie hatten 3 Dosen des jeweiligen Vakzins erhalten, aber keine 4. Dosis
Empfänger beider Impfstofftypen hatten innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung einen 9- bis 10-fachen Anstieg der IgG- und der Neutralisierungstiter und einen 8-fachen Anstieg der Titer gegen biologisch aktive Omikron-SARS-CoV-2-Viren. Neutralisierende Antikörpertiter sanken jedoch rasch auf das Niveau von kurz nach 3. Impfung.
Durchbruchinfektionen waren häufig, meist sehr mild, jedoch mit hoher Viruslast. Die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Infektionen betrug in beiden Gruppen 30% bzw. 11%, verglichen mit Kontrollen.
„Diese Daten aus Israel sprechen eher gegen 4. Impfung für alle“, fasst Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf Twitter zusammen. Und der Immunologe Prof. Dr. Carsten Watzl aus Dortmund ergänzt: „Neutralisierende Antikörper erreichen gerade wieder das Niveau von kurz nach 3. Impfung. Wenig Einfluss auf T-Zellen; Schutz vor symptomatischen Infektion nur 30-40%. Wenig Nutzen zur aktuellen Zeit mit aktuellem Impfstoff!“
Kommt das Omikron-Vakzin?
Aber selbst Omikron-Vakzine, die deteit entwickelt werden, werfen Fragen auf. Nach optimistischen Einschätzungen der Impfstoffhersteller macht sich jetzt Ernüchterung bemerkbar. BioNTech-Chef Uğur Şahin rechnet erst mit April oder Mai als Auslieferungstermin – und nicht mehr Ende März. Zur Begründung sagte er, die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) müsse länger als geplant auf zulassungsrelevante Daten warten. Und Moderna nennt den August als Zeitpunkt für Omikron-spezifische Booster.
Es bleibt die Frage, ob das neue Vakzin nicht zu spät kommt. Deutschland hatte bereits während der Delta-Welle umfassende Schutzvorkehrungen getroffen; Omikron erreichte uns spät, verglichen mit anderen Nationen. Und die Zahl der Neuinfektionen entwickelt sich tendenziell rückläufig. Hinzu kommt, dass tierexperimentelle Studien bislang eher enttäuschend ausfallen. Demnach sind Omikron-spezifische Booster nicht signifikant effektiver als Auffrischungsimpfungen mit bereits zugelassenen Vakzinen.
Dieser Artikel ist im Original erschienen auf Medscape.de.
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