Verzögerungen bei der Respiratorentwöhnung mit hoher Mortalität assoziiert
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine unnötig lange Zeit der maschinellen Beatmung bis zum Beginn eines Entwöhnungsversuches ist mit einer erhöhten Mortalität von Intensivpatienten assoziiert, so das Ergebnis einer globalen Studie mit annähernd 6000 Teilnehmern. Ein kritischer und beeinflussbarer Faktor könnte das Ausmaß der Sedierung sein.
Hintergrund
Die Entwöhnung eines Patienten nach einer maschinellen Atemunterstützung ist kritisch für den Erholungsprozess nach einem Atemversagen, sie wird jedoch unterschiedlich gehandhabt. Zwar besteht Konsens, dass die Entwöhnung möglichst früh beginnen sollte, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Die Auswirkungen von Verzögerungen sind aber bisher nicht rigoros untersucht worden.
Design
Die prospektive Studie WEAN SAFE ((Worldwide Assessment of Separation of Patients from Ventilatory Assistance) hatte das Ziel, die Respiratorentwöhnung bei einer realistischen, weltweiten Population von Patienten zu erfassen, die auf Intensivstationen mindestens 2 Tage mechanisch beatmet werden mussten. Die Grundhypothese der Forscher war dabei, dass es Variationen und Lücken im Entwöhnungsprozess geben würde, und dass diese Faktoren mit einem Versagen der Bemühungen assoziiert sein würden. Respiratorentwöhnung wurde definiert als der erste Versuch, den Patienten vom Beatmungsgerät zu trennen, erfolgreich war die Prozedur, wenn binnen 7 Tagen keine Reintubation erforderlich war und der Patient nicht verstarb. Primäres Studienziel war der Anteil erfolgreich entwöhnter Patienten nach 90 Tagen.
Ergebnisse
- Von mehr als 10000 Patienten über 16 Jahren in 50 Ländern konnten 5869 in die Studie aufgenommen werden Das Durchschnittsalter betrug 64 Jahre, 61,8 % der Patienten waren männlich. Bei 4523 (77,1 %) wurde mindestens ein Entwöhnungsversuch unternommen, erfolgreich war man an Tag 90 bei 3817 (65 %) Patienten, die nicht mehr beatmungspflichtig waren. 4 % konnten ohne Trennungsversuch transferiert werden; 2,6 % wurde nach einem fehlgeschlagenen Versuch transferiert, und 28,3 % verstarben während der Beatmung.
- Der Anteil der Patienten, die auf den Intensivstationen verstarben, betrug 31,8 %. In den Krankenhäusern insgesamt waren es 38,3 %.
- Median verging 1 Tag zwischen dem Zeitpunkt, wo die Entwöhnungskriterien erfüllt waren, und dem Versuch. Bei 22,4 % der Patienten betrug die Verzögerung mindestens 5 Tage.
- Die Dauer der Entwöhnungsversuche hatte bei 64,7 % maximal einen Tag betragen, bei 10,1 % waren es 2 – 6 Tage, bei 9,6 % mindestens 7 Tage, und bei 15,6 % scheiterten die Versuche.
- Das Ausmaß der Sedierung war unabhängig assoziiert mit einem verspäteten Beginn der Respiratorentwöhnung.
Klinische Bedeutung
Diese große, globale Studie bestätigt nicht nur die Assoziation einer Vielzahl von demographischen und klinischen Faktoren mit den Erfolgsaussichten bei der Respiratorentwöhnung, sondern sie unterstreicht auch die potenziellen negativen Folgen von Verzögerungen bei diesem Prozess. Eine der Lehren lautet, dass man diese Verzögerungen durch eine Optimierung des Sedierungsprozesses und die damit einhergehende Verkürzung der Beatmungszeit adressieren könnte.
Finanzierung: European Society of Intensive Care Medicine, European Respiratory Society.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise