Verpasste Chancen rund um die Menopause
- Gina Jiménez
- Medizinische Nachrichten
Die Erforschung der Menopause und die entsprechende Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten ist mangelhaft, und laut der Präsidentin der European Menopause and Andropause Society gibt es eine „verlorene Generation“ unter ihnen, welche die Gelegenheit zur Verschreibung einer Hormonersatztherapie verpasst hat.
- Die Physiologie der Menopause ist komplex und nicht vollständig bekannt.
- Die meisten Hormonbehandlungen nach der Menopause sind von den Aufsichtsbehörden für perimenopausale Frauen nicht zugelassen.
- In Studien müssen perimenopausale Frauen eingeschlossen werden, damit Sicherheit und Wirksamkeit von Behandlungsoptionen festgestellt werden können.
- Weitere Forschungsarbeiten sind entscheidend, um die Versorgung im Zusammenhang mit der Menopause, aber auch entsprechende Richtlinien und die klinische Praxis zu verbessern.
Dies sind die Ergebnisse einer kürzlich in der Fachzeitschrift Cell veröffentlichten Überprüfung von Forschungsarbeiten zum Thema Menopause aus über 70 Jahren, die aufzeigte, dass es noch einiges zu tun gibt.
Die Wechseljahre „sind aus hormoneller Sicht ein sehr dynamischer Zeitpunkt im Leben einer Frau, in dem es zu unberechenbaren Veränderungen kommt“, sagte Tommaso Simoncini, Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am Institut für klinische und experimentelle Medizin der Universität Pisa in Italien und Hauptautor der Übersichtsarbeit, im Gespräch mit Univadis.com.
Leitlinien ohne Informationen zur Behandlung der verschiedenen Stadien der Menopause
Trotzdem sind viele Ärzte nur schlecht gerüstet, wenn es um die Behandlung von perimenopausalen Frauen geht, da die meisten menopausalen Hormontherapien (MHT) für eine Anwendung in dieser Phase noch nicht zugelassen sind. Außerdem enthalten die meisten medizinischen Leitlinien keine Informationen zur Behandlung der verschiedenen Stadien der Menopause, sagte Susan Davis, Leiterin des Forschungsprogramms für Frauengesundheit an der Monash University in Australien und Korrespondenzautorin der Studie.
Doch Untersuchungen zur Perimenopause sind bekanntermaßen schwierig, da sie von Natur aus schwer zu definieren ist, erklärte Davis gegenüber Univadis.com. Und das macht es schwierig, die Wissenslücken zu füllen.
Der Mangel an medizinischen Leitlinien ist jedoch nicht auf die Behandlung der Umstellungen rund um die Menopause beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf den Umgang mit den Wechseljahren im Allgemeinen. „Das Thema wurde fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel“, erklärte Davis nach der Veröffentlichung der Ergebnisse aus der randomisierten kontrollierten Studie der Women’s Health Initiative im Jahr 2002, in der ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei Anwendung konjugierter Östrogene und Medroxyprogesteronacetat ausgewiesen wurde.
Später wurde festgestellt, dass die Studie signifikanten Einschränkungen unterlag: So wurde beispielsweise eine ältere Altersgruppe mit einem medianen Alter von 63 Jahren aufgenommen, fast die Hälfte der Teilnehmerinnen war adipös, fast die Hälfte waren aktuelle oder ehemalige Raucherinnen, und ein Drittel war wegen Bluthochdruck in Behandlung. Aus späteren Studien ergaben sich Änderungen an den Konsenserklärungen für die Anwendung von MHT zur Behandlung von Symptomen bei Frauen unter 60 und ohne Kontraindikationen.
Der Schaden war jedoch bereits angerichtet. Laut Davis war es „uncool“ geworden, über Menopause und Hormone zu sprechen, und die betroffenen Frauen tauchten einfach unter.
Es gibt zumindest in einigen Gegenden Europas eine „verlorene Generation“ unter medizinischen Fachkräften, welche die Gelegenheit verpasst haben, Behandlungen mit MHT zu verschreiben, fügte Angelica Lindén Hirschberg, Präsidentin der European Menopause and Andropause Society, hinzu.
Auch wenn der Weg noch lang ist, haben Frauen in einigen Ländern wie Großbritannien damit begonnen, die Aufmerksamkeit in Bezug auf die Menopause und ihre Folgen zu schärfen. Forscherinnen und Forscher hoffen, dass dadurch letztendlich mehr Frauen eine Behandlung und eine weitere Erforschung dieses Themas verlangen.
„Die Folgen [der Menopause] sind für Frauen oft dramatisch“, sagte Simoncini. „Die Vernachlässigung dieses Problems, die in den letzten 20 Jahren die Oberhand bekommen hat, ist einer der großen Fehler in der Medizin.“
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