Verbesserte Aufmerksamkeit bei ADHS-Patienten nach transkranieller Gleichstromstimulation
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Im Vergleich zu einer Scheinstimulation konnte in einer 4-wöchigen Anwendung von 30 Minuten transkraniellem Schwachstrom in heimischer Umgebung bei ADHS-Patienten, die keine Stimulantien einnahmen, die Aufmerksamkeit signifikant verbessert werden.
Hintergrund
Verschiedene Varianten der transkraniellen Hirnstimulation wurden in den vergangenen Jahren bei psychischen Störungen wie Depressionen oder dem Tourette-Syndrom erprobt. Zur Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung (ADHS) liegen für die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) allerdings bislang nur Studien mit kleinen Teilnehmerzahlen und kurzer Behandlungsdauer vor.
Design
Bestimmung der Wirksamkeit und Sicherheit einer zuhause applizierten tDCS gegen die Aufmerksamkeitsprobleme bei 64 erwachsenen Patienten beider Geschlechter mit ADHS im Durchschnittsalter von 38,3 Jahren an einem ambulanten Zentrum in Brasilien. Ausschlußkriterien waren der Gebrauch von Stimulantien, Zeichen einer Depression, Angststörung oder Bipolaren Störung, Schizophrenie und Autismus. Das Verfahren wurde über 4 Wochen hinweg zuhause für jeweils 30 Minuten täglich mit einer Stromstärke von 2 mA angewandt, wobei die 35cm2 großen Karbon-Elektroden präfrontal rechts (Anode) und links (Kathode) platziert wurden.
Ergebnisse
- Die 4-wöchige Nachverfolgungszeit absolvierten 55 der 64 Teilnehmer.
- Die Aufmerksamkeit wurde anhand des CASRS-I-Wertes (clinician-administered version of the Adult ADHD Self-report Scale version 1.1) gemessen. Dabei erreichte die tDCS-Gruppe einen Wert von 18,88 und die mittels Scheinstimulation behandelte Kontrollgruppe einen Wert von 23,63.
- Der zeitliche Verlauf über 3 Beurteilungen wurde mittels eines linearen gemischte-Effekt-Modells ermittelt und ergab einen signifikanten Behandlungseffekt (ß = - 3,18; 95%-Konfidenzintervall – 4,60 bis – 1,75); P < 0,001) der tDCS gegenüber der Scheinbehandlung.
- In der tDCS gab es gehäuft milde Nebenwirkungen, insbesondere Rötungen der Haut, Kopfweh und das Gefühl einer brennenden Kopfhaut.
Klinische Bedeutung
Aus Sicht der Autoren könnte diese Art der heimischen Anwendung einer tDCS eine nicht-medikamentöse Alternative für ADHS-Patienten sein, die keine Stimulantien einnehmen. Wie lange der Effekt anhält, und ob sich die Lebensqualität verbessert hat, wurde allerdings nicht gefragt.
Finanzierung: National Council for Scientific and Technological Development, Fundacao de Amparo a Pesquisa do Estado do Rio Grande do Sul u.v.a.
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