Veränderte Gesichtsformen bei pränataler Alkoholexposition

  • Miriam Davis
  • Medizinische Nachrichten
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Schon ein Glas Wein pro Woche vor der Schwangerschaft ist mit Veränderungen der Gesichtsform eines 9-Jährigen verbunden – auch wenn während der Schwangerschaft kein Alkohol konsumiert wird. Dies ist eines der eindrucksvollen Ergebnisse einer in der Zeitschrift Human Reproduction veröffentlichen neuen Studie.

Es ist bekannt, dass eine hohe pränatale Alkoholexposition die Gesichtsmerkmale sowie die Gesundheit und die Entwicklung des Kindes negativ beeinflusst, eine Störung, die als fetale Alkoholspektrumstörung oder FASD bezeichnet wird. Bei Kindern mit FASD manifestieren sich zusätzlich zu einer abnormen Gesichtsentwicklung eine Wachstumsverzögerung und eine neurologische Beeinträchtigung.

Neu ist, dass eine bis zu drei Monate vor der Schwangerschaft aufgenommene, sehr geringe Menge Alkohol die Gesichtsentwicklung subtil beeinflussen kann, auch wenn die Mutter während der Schwangerschaft ganz auf Alkohol verzichtet. Die Gesichtsveränderungen sind von besonderem Interesse, da sie ein Hinweis auf Gesundheits- und Entwicklungsprobleme darstellen können, schreiben die Forscher.

Das Forschungsteam wurde von Gennady Roshchupkin geleitet, einem Assistenzprofessor am Erasmus Medical Centre in Rotterdam in den Niederlanden. Das Team wendete einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmus zur Analyse hochauflösender 3D-Gesichtsbilder von mehr als 5.000 Kindern an, die an einer laufenden, populationsbasierten prospektiven Kohortenstudie, der sogenannten Generation R Study, teilnahmen. Die Aufnahmen wurden gemacht, als die Kinder 9 und 13 Jahre alt waren. Im Rahmen der Studie wurden Mütter auch zu ihrem Alkoholkonsumverhalten während und vor der Schwangerschaft befragt.  

Die Mütter wurden in 3 Gruppen eingeteilt: eine Kontrollgruppe, die vor oder während der Schwangerschaft nicht getrunken hat, diejenigen, die während der drei Monate vor der Schwangerschaft getrunken haben, während der Schwangerschaft jedoch damit aufgehört haben, und Mütter, die während der Schwangerschaft getrunken haben. Die KI-Analysen der Bilder ergaben 200 einzigartige Messwerte oder Merkmale, die auf ihre Assoziation mit den drei mütterlichen Gruppen untersucht wurden.

Das Team fand eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Menge des pränatal konsumierten Alkohols und dem Grad der Veränderung des Gesichts. Je höher der Alkoholkonsum der Mutter, desto größer waren die Veränderungen des Gesichts. Die häufigsten Veränderungen waren eine nach oben gerichtete Nasenspitze, eine verkürzte Nase, ein nach außen gebogenes Kinn und ein nach innen gedrehtes unteres Augenlid.

Der Zusammenhang zwischen Alkoholexposition und Gesichtsform war nur bei den 9-jährigen Kindern offensichtlich, jedoch nicht bei den 13-Jährigen.

Die Haupteinschränkung der Studie ist ihr beobachtendes Design. Es können nur Assoziationen und keine kausalen Zusammenhänge festgestellt werden.

Die Forschung wurde unter anderem vom Erasmus Medical Centre unterstützt.