US-Studie: Nur 16 Prozent der HIV-Patienten zwei Jahre nach Diagnose gegen Meningokokken geimpft
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaft
In den USA sind zwei Jahre nach Diagnose einer HIV-Infektion nur rund 16 Prozent der Betroffenen gegen Meningokokken geimpft. Das geht aus eine Studie hervor, die jüngst in JAMA Network Open veröffentlicht wurde.
HIV-infizierte Personen haben ein erhöhtes Risiko für invasive Meningokokken-Erkrankungen, das mit abnehmender CD4+ T-Zellzahl zunimmt. Nach Studien aus den USA, England und Südafrika ist das Risiko 4,5- bis 12,9 mal so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung. Seit 2016 wird daher in den USA bei HIV-Diagnose die zweifache Impfung mit einem Meningokokken ACWY-Konjugatimpfstoff empfohlen.
Wissenschaftler um Parinaz K. Ghaswalla vom Health Economics and Outcomes Research, Philadelphia gingen jetzt der Frage nach, wie viele Menschen mit einer neu diagnostizierten HIV-Infektion in den USA tatsächlich auch die empfohlene MenACWY erhalten. Dazu identifizierten sie aus den Krankenversicherungsdaten der US-amerikanischen Optum-Forschungsdatenbank retrospektiv 1208 Personen im Alter ab 2 Jahren, bei denen HIV neu diagnostiziert wurde. Untersucht wurde daraufhin die Inanspruchnahme und Zeit bis zum Erhalt von einer oder mehr Dosen des MenACWY-Impfstoffs über einen Zeitraum von sechs bis 33 Monaten.
Inanspruchnahme der 2. Impfung höher als der 1. Impfung
Die Ergebnisse zeigen, dass von 1208 Personen, die für eine Impfung in Frage kamen (84,8 % männliche Patienten; mittleres Alter 38,8 Jahre) schätzungsweise 16,3 Prozent innerhalb von zwei Jahren nach einer neuen HIV-Diagnose eine erste Dosis des MenACWY-Impfstoffs erhielten. Von den Personen, die einmal geimpft wurden, hatten weit mehr als die Hälfte (66,2 %) ein Jahr oder länger nach der ersten Dosis eine zweite Dosis erhalten, berichten die Studienautoren. Dass die Inanspruchnahme einer zweiten Dosis des MenACWY-Impfstoffs beträchtlich höher war als die einer ersten Dosis, sei laut der Autoren möglicherweise darauf zurückzuführen, dass Menschen, die eine erste Impfung erhalten hatten, Kliniken aufsuchten, die im Allgemeinen eher impfen. Zudem vermuten die Autoren, dass Menschen mit HIV eher dazu neigen, eine Impfstoffserie abzuschließen als sie zu beginnen.
Pneumokokkenimpfung und Vorsorge erhöhen Inanspruchnahme
Die Wissenschaftler konnten außerdem feststellen, dass HIV-Patienten, die zuvor bereits einen Pneumokokken-Impfstoff erhalten haben, signifikant häufiger auch die Meningokokken-Impfung in Anspruch nahmen. Gleiches gilt für HIV-Infizierte, die an einer Vorsorgeuntersuchung teilgenommen haben. Auch hier war die Bereitschaft, sich gegen Meningokokken impfen zu lassen, deutlich höher. Ein höheres Alter (56 Jahre oder älter) war dagegen laut Studienautoren signifikant mit einer geringeren Inanspruchnahme des MenACWY-Impfstoffs verbunden.
„Die insgesamt geringe Inanspruchnahme des MenACWY-Impfstoffs bei Menschen mit einer neuen HIV-Diagnose macht deutlich, dass Patienten und Ärzte besser über das Risiko einer Meningokokken-Erkrankung und die Notwendigkeit einer Impfung aufgeklärt werden müssen", lautet das Fazit der Autoren.
Finanzierung: GlaxoSmithKline Biologicals SA
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise