US-Studie: Mortalitätsrisiko für gebrechliche oder demente Alte nach größeren Eingriffen bei 30 %

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine für die US-Bevölkerung repräsentative Studie bei Senioren im Durchschnittsalter von fast 80 Jahren ermittelt eine 1-Jahres-Mortalität nach größeren chirurgischen Eingriffen von 13,4 %. Für Patienten mit Demenz-Verdacht oder Gebrechlichkeit (Frailty), sowie nach nicht geplanten Eingriffen ist das Risiko annähernd 3-mal so hoch.

Hintergrund

„Gegenwärtig fehlt es an nationalen repräsentativen Daten zur Mortalität bei chirurgischen Eingriffen in der älteren Bevölkerung“, begründen die US-amerikanischen Autoren und Public-Health-Experten die aktuelle Arbeit.

Design

Prospektive Langzeit-Kohortenstudie in den kontinentalen USA zwischen den Jahren 2011 und 2018 mit 1-jähriger Nachverfolgungszeit mit dem Ziel, populationsbasierte Schätzungen der Mortalität nach größeren chirurgischen Eingriffen bei Älteren zu erhalten. Teilgenommen haben 5590 Senioren im Durchschnittsalter von 79,2 Jahren, darunter 55,7 % Frauen, die im eigenen Haushalt lebten und Empfänger des öffentlichen Versicherungsprogrammes Medicare waren.

Ergebnisse

  • Im Beobachtungszeitraum wurden bei 992 Studienteilnehmern insgesamt 1193 größere Eingriffe durchgeführt. In der 1-jährigen Nachbeobachtung verstarben 206 von ihnen, was einer gewichteten Mortalitätsrate von 13,4 % entspricht (95%-Konfidenzintervall 10,9 – 15,9).
  • Die Mortalitätsraten betrugen für geplante Eingriffe 7,4 % (95%-KI 4,9 – 9,9) und für nicht-elektive Operationen 22,3 % (95%-KI 17,4 – 27,1).
  • Unter gebrechlichen Personen (definiert anhand des Fried Phänotyps) betrug die 1-Jahres-Mortalität 27,8 %, bei nicht Gebrechlichen 6,0 %.
  • Unter Personen mit Verdacht auf eine Demenz betrug die Mortalität 32,7 %, ohne diese Diagnose 11,6 %.
  • Das alters- und geschlechtsadjustierte Chancenverhältnis HR, binnen eines Jahres zu versterben, lag für gebrechliche gegenüber nicht gebrechlichen Personen bei 4,41 (95%-KI 2,53 – 7,69); die mittlere Reduktion der Lebenszeit bei 48,8 Tagen.
  • Für die mutmaßlichen Demenzpatienten war die HR 2,18 (95%-KI 1,40 – 3,40), und die Überlebenszeit um 44,9 Tage verkürzt.

Klinische Bedeutung

Es ist unklar, inwiefern die Daten US-amerikanischer Medicare-Versicherter verallgemeinert werden können, jedoch liefert der Durchschnittswert einer 1-Jahresmortalität von 13,4 % bei den im Schnitt fast 80-jährigen Studienteilnehmern einen Anhaltspunkt zur Größenordnung des Problems in einem modernen Gesundheitssystem. Mit einem darüber hinaus etwa 3-fach erhöhten Sterberisiko verdienen Patienten mit Frailty oder einer Demenz besondere Aufmerksamkeit.

Finanzierung: National Institute on Minority Health and Health Disparities.