US-Studie bestätigt: Wer lange sitzt, hat ein erhöhtes Schlaganfallrisko
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Eine Kohortenstudie mit einem hohen Anteil von Probanden mit erhöhtem Schlaganfallrisko bestätigt anhand von Akzelerometerdaten, dass längere Sitz- und Ruheperioden mit einem erhöhten Risiko einhergehen. Beim Vergleich des oberen mit dem unteren Tertil waren es annähernd 50 Prozent, während man für moderate bis starke körperliche Aktivitäten eine Reduktion des Risikos in der gleichen Größenordnung beobachtete.
Hintergrund
Dass körperliche Aktivität das Schlaganfallrisiko senken kann, ist zwar bekannt, der optimale Umfang und Intensität müsse jedoch noch vollständig bestimmt werden, schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Sie begründen dies damit, dass frühere Studien sich zumeist auf selbst berichtete Parameter verlassen haben. Außerdem sei die Assoziation der objektiv gemessenen Sitz-bzw. Ruhezeit als unabhängiger Risikofaktor für einen Schlaganfall noch unbekannt.
Design
Kohortenstudie mit 7607 Teilnehmern der „Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke“ (REGARDS) Studie, die durchschnittlich 63,4 Jahre alt und zu 54,5 % weiblich waren. Weil Schwarze im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen in den USA die höchste Schlaganfallmortalität haben, waren sie in dieser Untersuchung mit 31,6 % überrepräsentiert, ebenso wie Einwohner zweier Regionen im Südosten der USA, in denen Schlaganfälle besonders häufig sind.
Mittels eines Akzelerometers an der Hüfte wurden 7 Tage lang die Sitz- bzw. Ruhezeiten, sowie leichte und moderate-heftige körperliche Aktivitäten gemessen, und die Teilnehmer entsprechend in Quartile aufgeteilt. Dem wurden die Schlaganfälle gegenübergestellt, die sich während der durchschnittlich 7,4 Jahre langen Nachverfolgungszeit ereigneten.
Ergebnisse
- Es ereigneten sich 286 Schlaganfälle, 85,3 % davon waren ischämischer Natur.
- Die vollständig adjustierten Chancenverhältnisse HR für einen Schlaganfall im Vergleich des oberen zum unteren Tertil betrugen:
- für leichte körperliche Aktivitäten: 0,74 (95%-Konfidenzintervall 0,53 – 1,04; P = 0,08),
- für moderate bis starke Aktivitäten: 0,57 (95%-KI 0,38 – 0,84; P = 0,004),
- für Sitz- und Ruhezeiten: 1,44 (95%-KI 0,99 – 2,07; P = 0,04),
- für die durchschnittliche Dauer der Sitzperioden: 1,53 (95%-KI 1,10 – 2,12; P = 0,008).
- Nach Adjustierung für Ruhezeiten fand sich bei den moderaten bis starken Aktivitäten nur dann eine signifikante Reduktion des Schlaganfallrisikos, wenn die Aktivitätseinheiten kurz (1 – 9 Minuten) waren (HR = 0,62; P = 0,02), nicht aber, wenn die körperliche Betätigung jeweils 10 Minuten oder länger dauerte (HR 0,78; P = 0,17).
- Wenn die Ruhezeit als kontinuierliche Variable dargestellt wurde, ergab sich für jeden Anstieg von einer Stunde / Tag ein HR von 1,14 (95%-KI 1,02 – 1,28; P = 0,02), und für die leichten körperlichen Aktivitäten ein HR von 0,86 (95%-KI 0,77 – 0,97; P = 0,02).
Klinische Bedeutung
Die Konzentration auf Menschen und Regionen mit hohem Schlaganfallrisiko könnte zu Verzerrungen geführt haben. Gleichwohl sind die Befunde im Einklang mit früheren Untersuchungen und bekräftigen die positive Assoziation zwischen Sitz- und Ruhezeiten mit dem Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Würde man die Ruhezeiten durch leichte körperliche Aktivitäten ersetzen oder durch kurze Blocks moderater bis starker Aktivitäten ließe sich womöglich das Schlaganfallrisiko senken, folgern die Autoren.
Finanzierung: National Institute of Neurological Disorders and Stroke, National Institute on Aging, Coca-Cola Company.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise