Urologen sprechen mit Frauen zu selten über Sex nach Krebstherapie

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Die weibliche Sexualität führt in der Uro-Onkologie noch immer eine Schattenexistenz, kritisierte Désirée-Louise Dräger von der Urologischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Rostock jüngst auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) in Hamburg. Dabei geben 80 Prozent der Krebspatientinnen in der Urologie den Wunsch an, über sexuelle Probleme die mit der Krebserkrankung oder der Behandlung einhergehen, informiert zu werden.

Doch je schwerer die Krebserkrankung, desto seltener sprechen Ärzte ihre Patientinnen auf das Thema Sexualität an, obwohl sich viele Krebspatientinnen weiterhin ein ausgefülltes Sexualleben wünschen. „Sie wollen sich lebendig fühlen. Sex bedeutet auch Trost, Normalität und Kontinuität”, so die Expertin für Psychoonkologie.

Unsicherheit auch bei den Ärzten

Warum Themen rund um die Sexualität nur selten im Arzt-Patienten-Gespräch thematisiert werden, sei laut Dräger hauptsächlich auch auf die Unsicherheit der Ärzte zurückzuführen. „Sie wollen niemanden peinlich berühren oder in seiner Intimsphäre verletzen“. So werde beispielsweise eine 75-jährige Patientin mit einem muskelinvasivem Blasenkarzinom vor einer Zystektomie weniger häufig gefragt, ob sie noch sexuell aktiv ist als männliche Patienten in einer vergleichbaren Situation.

Dyspareunie häufig Grund für Probleme im Sexualleben

Sexuelle Funktionsstörungen bei urologischen Krebspatientinnen betreffen Dräger zufolge in erster Linie die Dyspareunie. So geben 50 Prozent der Frauen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr an. Verantwortlich dafür seien häufig Lubrikationsstörungen durch eine Hormontherapie oder anatomische Veränderungen nach Zystektomie. „Wenn der Vaginalstumpf zu kurz ist, ist der Geschlechtsverkehr sehr unangenehm für die Frauen“, erläuterte Dräger. Aber auch Libidostörungen durch die hohe emotionale Belastung und ein geringeres Selbstwertgefühl durch einen “subjektiv empfundenen Attraktivitätsverlust” sind häufig Gründe für ein nicht befriedigendes Sexualleben.

Aufgabe der Urologinnen und Urologen müsse es daher sein, gemeinsam mit den Patientinnen die Scham und Sprachlosigkeit zu überwinden sowie Berührungsängste der Partner abzubauen. Themen rund um die Sexualität nach Krebsbehandlung sollte „eine Hauptsache in der Nachsorge sein”, forderte die Expertin.