Ukraine: Versorgung von Menschen mit HIV zunehmend gefährdet

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

In der Ukraine leben circa 260.000 Menschen mit HIV, circa 150.000 von ihnen erhalten eine antiretrovirale Behandlung (ART). Mit zunehmender Dauer des militärischen Konflikts wird der Zugang zu einer ART, aber auch zu Pharmaka der HIV-Infektionsprophylaxe wie Methadon schwierig, besonders in Kiew und im Osten der Ukraine.

Hintergrund
Die Ukraine gehört unter den osteuropäischen Ländern zu denen mit einer vergleichsweise hohen HIV-Prävalenz. Sie liegt nur wenig unter der geschätzten HIV-Prävalenz von Russland mit 1,2 %. Internationale Hilfsorganisationen und regionale Netzwerke in der Ukraine für Menschen, die

Design

  • Informationen durch UNAIDS
  • Informationen durch Nicht-Regierungs-Organisationen wie „All-Ukrainian Network of PLHIV 100%Life”, dem größten Netzwerk von Menschen mit HIV in der Ukraine

Hauptergebnisse

  • Die HIV-Prävalenz unter den 15-49jährigen Menschen in der Ukraine wird auf 1 % geschätzt, in Nachbarländern wie Moldau auf 0,8 % und in Russland auf 1,2 %, in den USA auf 0,3 % und in Deutschland zum Beispiel auf 0,1 % (1).
  • Circa 260.000 Menschen in der Ukraine sind offiziell zugänglichen Daten zufolge HIV-infiziert, gut die Hälfte von ihnen, nämlich 150.000, erhält eine antiretrovirale Behandlung.
  • Einer großen Umfrage von 2020 zufolge hat fast die Hälfte der Patienten mit HIV, die eine ART erhalten, diese Therapie schon unterbrochen (47 %). Gründe waren vor allem Adhärenzprobleme (2).
  • 28 % der Befragten gaben an, aktuell Probleme mit der Adhärenz zu haben.
  • 16 % der HIV-infizierten Befragten geben an, zum Zeitpunkt der Befragung keine ärztliche Versorgung zu erhalten.
  • Die in der Ukraine aufgebauten HIV-Therapie- und -Präventionsprogramme sind aktuell gefährdet, vor allem im Osten, aber auch zum Beispiel in Kiew.
  • Ein Problem ist die Versorgung von i.v. Opioidabhängigen mit Ersatzsubstanzen wie Methadon, die den Austausch von kontaminierten Spritzen vermindert. Durch die Methadonprogramme konnte die Zahl der jährlichen Neuinfektionen seit 2010 um 21 % gesenkt werden (3).
  • Die einzigen beiden Produktionsstandorte von Opioidagonisten in der Ukraine liegen in Charkiw und Odessa, Auslieferungen der Medikamente sind derzeit schwierig bis unmöglich.

Klinische Bedeutung
Hauptziel sei, die Menschen in Sicherheit zu bringen und HIV-infizierten Menschen, die eine ART erhalten, diese nach wie vor zu ermöglichen, so die HIV-Hilfsorganisationen. Mit zunehmender Dauer des Konfliktes und der Zerstörung der Infrastrukturen werde dies schwieriger. Man habe mit der ukrainischen Regierung vereinbart, Medikamente zur HIV-Therapie und zur Substitution bei Oipioidabhängigkeit möglichst rasch an sichere Orte zu bringen.

Insgesamt wird befürchtet, dass sich durch die schlechtere Versorgung von Menschen mit HIV und von Oipioidabhängigen das Virus in der Ukraine, aber auch in Ländern, in denen Menschen Zuflucht suchen, stärker ausbreiten könnte (4).

Finanzierung: keine Angaben