Ukraine: Tausende von Menschen durch Zerstörung der Infrastruktur bedroht
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Da die russischen Truppen die kritische Infrastruktur in vielen Städten des Landes zerstören, ist unter anderem die medizinische Versorgung der Menschen beeinträchtigt. Innerhalb von nur sieben Tagen hätten mehr als eine Million Menschen, das Land verlassen, berichtet „CNN“ mit Verweis auf Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Er habe, so Grandi laut CNN, in den fast 40 Jahren seiner Tätigkeit selten einen so schnellen Exodus erlebt wie diesen.
Mangel an Sauerstoff
Aufgrund der zunehmend bedrohlicher werdenden Lage in vielen Städten des Landes hat die WHO dazu aufgerufen, in der Ukraine Versorgungskorridore einzurichten, damit Helfer und medizinische Hilfsgüter Krankenhäuser und Bedürftige erreichen können. Besonders groß sei der Bedarf an Sauerstoff, da große Sauerstoff-Werke aus Sicherheitsgründen geschlossen worden seien, so WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus. Außerdem seien Lastwagen nicht in der Lage, die Sauerstoffvorräte von den Werken zu den Krankenhäusern im ganzen Land zu transportieren. Tausende von Menschenleben seien dadurch in Gefahr.
In den letzten Jahren hat die Ukraine mit Unterstützung der WHO im Rahmen eines Gesundheitsreformprogramms erhebliche Fortschritte bei der Stärkung ihrer Gesundheitssysteme gemacht. Dazu gehörte auch die rasche Aufstockung der Sauerstofftherapiekapazitäten für schwerkranke Patienten während der COVID-19-Pandemie. Von den über 600 Gesundheitseinrichtungen, die die WHO während der Pandemie landesweit untersuchte, wurde fast die Hälfte direkt mit Hilfsgütern, technischem Know-how und Infrastrukturinvestitionen unterstützt, so dass die Gesundheitsbehörden Zehntausende von Menschenleben retten konnten.
Diese Fortschritte drohen nun durch die aktuelle Krise zunichte gemacht zu werden. Die WHO unterstützt die ukrainischen Gesundheitsbehörden bei der Ermittlung des unmittelbaren Bedarfs an Sauerstoff, der um 20 bis 25 % höher sein dürfte als vor der Eskalation der Krise in der vergangenen Woche. Trotz der Herausforderungen, die die derzeitige Situation mit sich bringt, arbeitet die WHO daran, die Versorgung mit sauerstoffbezogenen medizinischen Geräten und Trauma-Behandlungsmaterial sicherzustellen.
Zerstörung der kritischen Infrastruktur
Große Sorgen bereiten die Angriffe der russischen Truppen auf die kritische Infrastruktur, etwa die Wasser- und Stromversorgung, die in einigen Städten bereits schwer beeinträchtigt sein sollen. Zudem sollen die russischen Truppen sogar Krankenhäuser und Krankenwagen nicht verschonen.
Darüber hinaus erhöhe die unzureichende Durchimpfung der Bevölkerung das Risiko des Ausbruchs von Infektionskrankheiten, insbesondere bei Kindern; die COVID-19-Pandemie und die kürzlich gemeldeten Fälle von Polio im westlichen Teil des Landes verstärkten dieses Risiko. Die beengten Verhältnisse in den Notunterkünften, die Vertreibung der Bevölkerung und die Schäden an der Infrastruktur erschweren, wie die WHO weiter betont, die Aufrechterhaltung der Hygiene und erhöhen das Risiko von Atemwegs- und Durchfallerkrankungen.
Verschärft habe sich außerdem der bereits bestehende Bedarf der Bevölkerung an psychosozialer Unterstützung. Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens seien längst überlastet; da sie tagtäglich traumatisierende Erlebnisse erleiden müssten, hätten sie ein besonders erhöhtes Risiko für psychische Probleme und psychische Störungen.
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