Transkranielle Gleichstromstimulation lindert Symptome bei Kindern mit ADHS
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaft
Kindern mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) könnte die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) möglicherweise helfen. Das geht aus einer Übersichtsarbeit des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund hervor, die jüngst im Journal „Neuroscience Bulletin“ erschienen ist.
Wenn Kinder oder Erwachsene unter ADHS leiden, kann sich dies in einer Vielzahl von Symptomen zeigen. Häufig treten eine ausgeprägte Impulsivität und Unaufmerksamkeit auf, begleitet von körperlicher Unruhe und Konzentrationsschwäche.
Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation handelt es sich im Vergleich zur Tiefen Hirnstimulation um eine nicht-invasive transkranielle Stimulation, die schwache elektrische Ströme mit einer Stärke von 1mA oder 2 mA verwendet. Bislang wurde die Wirksamkeit des Verfahrens (basierend auf Berechnungen der Effektgröße), Sicherheit und Stimulationsparameter nicht systematisch untersucht.
Verbesserung der kognitiven Defizite
Neurowissenschaftler um Ali Salehinejad haben jetzt in ihrer Analyse anhand von 14 Studien mit insgesamt 278 Probanden die Wirksamkeit der transkraniellen Gleichstromstimulation bei ADHS bewertet. Bei zehn der 14 Studien zeigte sich eine schrittweise Verbesserung der kognitiven Defizite (Reaktionshemmung, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit, kognitive Flexibilität) oder klinischen Symptome (z.B. Impulsivität, Unaufmerksamkeit). Dabei gab es die größten positiven Effekte, wenn der linke dorsolaterale präfrontale Kortex (Aufmerksanmkeit, Arbeitsgedächtnis) anvisiert wurde, berichten die Wissenschaftler.
Bei Erwachsenen mit ADHS war laut der Analyse eine Stromintensität von zwei Milliampere mit einer signifikanten Verbesserung verbunden, bei Kindern reichte hingegen ein Milliampere. Bei vier Studien zeigten sich keine oder nur sehr geringe Effekte. In keiner der Studien wurde von schwerwiegenden Nebenwirkungen während oder nach der tDCS-Behandlung in berichtet.
Individuelle Anpassung des Verfahrens
Die Art der tDCS-Anwendung sollte immer individuell auf die zu behandelnde Person angepasst werden, betont Studienautor Salehinejad. Die verschiedenen Symptome hängen zum einen mit verschiedenen Gehirnregionen zusammen. Zum anderen sollten auch die Stimulationsparameter wie Intensität und Dauer auf die jeweilige Person abgestimmt werden. Vor allem bei Kindern müsse berücksichtigt werden, dass sich diese noch in der Entwicklung befinden.
Insgesamt scheint die tDCS eine vielversprechende Methode zur Verbesserung von ADHS-Defiziten zu sein, lautet das Fazit der Wissenschaftler. Eine Empfehlung für den klinischen Einsatz der tDCS bei ADHS erfordere jedoch weitere systematische Untersuchungen mit größeren Stichproben. Erst wenn sich darin die klinische Wirksamkeit bestätigt, könne das Verfahren in der Therapie Anwendung finden.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise