Tinnitus-Prävalenz bei Senioren laut Meta-Analyse nahe 25 %

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die nach Angaben der Autoren erste Meta-Analyse zur weltweiten Prävalenz und Inzidenz des Tinnitus kommt auf der Basis von 83 heterogenen Studien auf eine Zahl von 120 Millionen schwer betroffenen Individuen, entsprechend 2,3 % der Bevölkerung.

Hintergrund

Die Prävalenz und Inzidenz des Tinnitus wurde bislang noch nie mit einer meta-analytischen Vorgehensweise geschätzt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Erschwert werde dies auch dadurch, dass es keine weltweit akzeptierte Definition gäbe.

Design

Systematische Übersicht und Meta-Analyse anhand einer Literatursuche in den Datenbanken PubMed-MEDLINE und Embase nach englischsprachigen Forschungsdaten zur Häufigkeit des Tinnitus in der Allgemeinbevölkerung unter Ausschluss von Studien an Populationen mit spezifischen Lebensstilen. Die Modellierung erfolgte mit Random-Effects Modellen.

Ergebnisse

  • Von 767 gefundenen Publikation konnten 113 für die Meta-Analyse ausgewertet werden, die zwischen 1972 und 2021 publiziert wurden. 83 Artikel enthielten Schätzungen zur Prävalenz, 12 zur Inzidenz.
  • Die gepoolte Prävalenz für jegliche Art von Tinnitus bei Erwachsenen betrug 14 % (95%-Konfidenzintervall 12,6 – 16,5), wobei die Bandbreite der Schätzungen von 4,1 bis 37,2 schwankte.
  • Zwischen den Geschlechtern gab es kaum Unterschiede, jedoch nahm die Prävalenz mit dem Alter zu:
    • 18 – 44 Jahre: 9,7 % (95%-KI 7,4 – 12,5),
    • 45 – 64 Jahre: 13,7 % (95%-KI 11,0 – 17,0),
    • ab 65 Jahre: 23,6 % (95%-KI 19,4 – 28,5).
  • Für schweren Tinnitus (es gab dafür 5 verschiedene Definitionen) lagen die Schätzungen zwischen 0,5 und 12,6 %, mit einem Mittelwert von 2,3; für chronischen Tinnitus bei 9,8, und für diagnostizierten Tinnitus bei 3,4 %.
  • Als gepoolte Inzidenzrate wurde 1164 / 100.000 Personenjahre ermittelt.

Klinische Bedeutung

Der Review legt nahe, dass weltweit mehr als 740 Millionen Erwachsene von Tinnitus betroffen sind und von mehr als 120 Millionen Menschen als ernsthaftes Problem empfunden wird. Allerdings waren die zugrunde liegenden Studien sehr heterogen und die Definitionen uneinheitlich, sodass man sich auf den Hinweis verlegt, dass die Gesundheitspolitik die weltweite Belastung beachten und stärkere Anstrengungen zur Forschung unternehmen sollte.

Finanzierung: EU Horizon 2020, AIT ONLUS Associazione Italiana Tinnitus.