Tierexperimentelle Studie wirft ein neues Licht auf die Genese des Glaukoms
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Studie mit Mäusen sowie Zellkulturen tierischer und menschlicher Herkunft und an Proteinen liefert Hinweise darauf, dass es sich beim Glaukom um eine Autoimmunerkrankung handeln könnte. Sie könnte durch eine Art „Verwechslung“ körpereigener Hitzeschockproteine mit denen von kommensalen Bakterien entstehen.
Hintergrund
Das Glaukom ist die häufigste neurodegenerative Krankheit und nach dem Katarakt die zweitwichtigste Ursache von Blindheit weltweit. Da der Krankheitsmechanismus nicht eindeutig geklärt ist, muss die Behandlung symptomatisch erfolgen. Die Autoren sind der Vermutung nachgegangen, dass die Pathogenese zumindest teilweise durch T-Zellen vermittelt wird, die wiederum durch kommensale Mikroorganismen aktiviert werden.
Design
Hypothesengetriebene Forschung am Mausmodell und ex vivo-Experimente zur Wechselwirkung von T-Zellen und Hitzeschockproteinen (HSP) tierischer und menschlicher Herkunft.
Hauptergebnisse
- Die vorübergehende Erhöhung des Augeninnendrucks bei Mäusen führt zur Infiltration der Retina mit T-Zellen.
- Es folgt eine längere Phase, in der Ganglienzellen degenerieren. Dieser Prozess setzt sich fort, auch nachdem der Augeninnendruck sich wieder normalisiert hat.
- Sowohl in einem Mausmodell des Glaukoms, als auch bei Glaukom-Patenten fanden sich T-Zellen, die gegen HSP gerichtet waren. Diese T-Zellen waren kreuzreaktiv gegenüber bakteriellen HSP.
- Mäuse, die steril – also ohne kommensale Mikroben – aufgezogen wurden, zeigten keine „Glaukom-artige“ T-Zell-Antwort, und auch bei erhöhtem Augeninnendruck keine Anzeichen für eine Neurodegeneration.
Klinische Bedeutung
Die größtenteils tierexperimentelle Studie hat keine unmittelbare Praxisrelevanz, jedoch liefert sie überzeugende Beweise für eine mögliche Beteiligung von, durch kommensale Mikroben präsensitivierten, T-Zellen am Krankheitsgeschehen. Folgt man dem Optimismus des Studienleiters Jianzhu Chen vom Massachusetts Institute of Technology, wird damit „ein neuer Ansatz eröffnet, das Glaukom zu verhindern und zu behandeln“.
Finanzierung: National Institutes of Health und weitere öffentliche und private Einrichtungen.
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