Taiwan-Studie untersucht den Einfluss von Vitamin B12 auf das Schlaganfallrisiko von Vegetariern

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine taiwanesische Studie mit einer nicht-repräsentativen Population bestätigt ein verringertes Schlaganfallrisiko von Vegetariern. Die Erwartung, dass diese Assoziation bei höheren Blutspiegeln von Vitamin B12 stärker werde, hat sich jedoch nicht bewahrheitet.

Hintergrund

Etwa 90 % der Risikofaktoren für einen Schlaganfall gelten als modifizierbar, darunter auch die Ernährung. Darüber hinaus wurden das metabolische Syndrom, Dyslipidämie und HLDL-Cholesterin als Risikofaktoren für die intrakranielle Arteriosklerose identifiziert, einen wichtigen mechanistischen Schritt in der Pathogenese des ischämischen Schlaganfalls. Tendenziell sollte eine vegetarische Ernährung sich positiv auf das Risiko auswirken, allerdings nehmen Vegetarier auch geringere Mengen an Vitamin B12 zu sich, was zu erhöhten Homocystein-Spiegeln führen könnte, die wiederum mit einem erhöhten Schlaganfall assoziiert sind. Vor diesem Hintergrund wurden in der aktuellen Studie nicht nur Vegetarier und Nichtvegetarier verglichen, sondern auch nach dem möglichen Einfluss von Vitamin B12 gefragt.

Design

Prospektive Beobachtung zweier Kohorten in Taiwan mit ca. 13.000 Personen, die in den Jahren 2005 bzw. 2007 – 2009 rekrutiert worden waren und bis Ende 2014 nachverfolgt wurden. Die Ernährung wurde mit Fragebögen protokolliert, Schlaganfälle anhand der Forschungs-Datenbank der Nationalen Krankenversicherung identifiziert. Die Blutwerte für Vitamin B12 wurden extrapoliert und lediglich für einen kleinen Teil der Probanden tatsächlich auch gemessen.

Ergebnisse

  • In einer Subpopulation von 1283 Teilnehmern mit Messwerten hatten die Vegetarier häufiger eine Vitamin B12-Defizienz (26 % vs. 1 %) und erhöhte Homozystein-Werte (25 % vs. 8 %) als Nicht-Vegetarier.
  • In Kohorte 1 gab es 54 Ereignisse während einer Nachverfolgung von 30.797 Personenjahren. Das Chancenverhältnis HR der Vegetarier im Vergleich zu Nicht-Vegetarianern, einen ischämischen Schlaganfall zu erleiden, betrug 0,26 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,08 – 0,88.
  • In Kohorte 2 gab es 1212 Ereignisse in 76.797 Personenjahren. HR für ischämischen Schlaganfall 0,41 (95%-KI 0,19 – 0,88).
  • Für den Zusammenhang mit dem Vitamin B12-Konsum ergab eine exploratorische Analyse einen Hinweis auf einen Zusammenhang (p für Interaktion = 0,046) mit dem Gesamt-Schlaganfallrisiko bei einer Vitamin B12-Einnahme von weniger als 2,4 µg/d, aber nicht bei einer adäquaten B12-Versorgung (> 2,4 µg/d).

Klinische Bedeutung

Eine (taiwanesische) vegetarische Diät ist mit einem geringeren Risiko für ischämische (und auch hämorrhagische) Schlaganfälle verbunden. Die These, dass dieser Effekt besonders stark sein könnte, wenn die Vegetarier adäquate Mengen an Vitamin B12 zu sich nehmen, hat sich hier nicht bewahrheitet – im Gegenteil. Die Autoren spekulieren, dass der Vitamin B12-Konsum ein Surrogat-Marker für den Konsum tierischer Produkte sein könnte. Das Ergebnis sei aufgrund der kleinen Fallzahlen mit Vorsicht zu betrachten und müsse in anderen Studien bestätigt werden. Zu beachten ist auch, dass die Studienpopulation nicht repräsentativ war – auch nicht für Taiwan – da sie sich im Wesentlichen aus vergleichsweise jungen buddhistischen Freiwilligen zusammensetzte, die sich zu gemeinnützigen Diensten verpflichtet und vor der Aufnahme mit dem Rauchen und Trinken aufgehört hatten.

Finanzierung: Gesundheitsministerium Taiwan, Buddhist Dalin Tzu Chi General Hospital, Buddhist Tzu Chi Medical Foundation, Ministerium für Wissenschaft und Technologie Taiwan.