Tag der Organspende: Massiver Einbruch in den Zahlen, alarmierte Ärzteschaft
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Mit der Aktion „Geschenkte Lebensjahre“ möchte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Tag der Organspende am 4. Juni daran erinnern, was eine Organspende bedeuten kann. Transplantierte präsentieren im Rahmen der Veranstaltung in Mainz ein Plakat mit der Anzahl der Lebensjahre, die ihnen durch eine Organspende zusätzlich geschenkt wurde. Demgegenüber steht der massive Einbruch der postmortalen Organspenden.
Rückgang um fast ein Drittel
Nachdem sich die Organspende im vergangenen Jahr leicht positiv entwickelt hatte, berichtete die DSO für das erste Quartal 2022 über einen sprunghaften Rückgang von fast 30 Prozent gegenüber demselben Vorjahreszeitraum. Die Anzahl der Organspender ist damit in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres von 249 (1. Quartal 2021) auf 176 gesunken. Insgesamt konnten laut DSO-Bericht im ersten Quartal 600 Organe verpflanzt werden; das sind 194 Transplantationen weniger gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Der massive Einbruch zeigt sich auch bei der der Zahl der postmortalen Lebertransplantationen. Diese seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von Januar bis April um 25,7 Prozent reduziert, mahnt die Deutsche Leberstiftung. „Diese Entwicklung ist besonders dramatisch, da das lebenswichtige Organ Leber zahlreiche Funktionen im Körper hat, die so vielfältig und komplex sind, dass sie nicht über einen längeren Zeitraum mit medizinischen Apparaten zu ersetzen sind“.
COVID-Pandemie für Rückgang der Organspenden mitverantwortlich
Die Ursachen für den Rückgang der Organspende sieht die DSO unter anderem in steigenden COVID-19-Fallzahlen beim Klinikpersonal und in zunehmenden SARS-Infektionen bei potenziellen Spendern. Aber auch weniger Zustimmungen zur Organspende durch Angehörige spielen nach Angaben der DSO eine Rolle für den massiven Einbruch der Organspendezahlen.
Hohe Akzeptanz in der Bevölkerung
Dabei befürworten rund 84 Prozent der Menschen in Deutschland die Organspende, wie aus einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) von rund 4000 Menschen zwischen 14 und 75 Jahren hervorgeht. Damit ist der Zustimmungswert seit 2018 unverändert geblieben. Vor zehn Jahren standen lediglich 78 Prozent einer Organspende positiv gegenüber.
Allerdings hinterlegten nur 44 Prozent der Befragten ihre Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende schriftlich in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung. Weitere 17 Prozent trafen zwar eine Entscheidung, dokumentierten diese aber nicht schriftlich. 36 Prozent hatten sich laut Umfrage bislang noch nicht entschieden.
Umso wichtiger ist es, in diesem Jahr dem Tag der Organspende besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Durch Information und Aufklärung sollen möglichst viele Menschen motiviert werden, eine eigene Entscheidung zur Organspende zu treffen und bei Befürwortung diese auch zu dokumentieren.
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