T-Zell-Aktivierung an der langsameren Progression von HIV-2 beteiligt

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medical News
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Kernbotschaften

  • HIV-2-Infizierte hatten geringere HIV-RNA-Werte und einen größeren Anteil an naiven B-Zellen als HIV-1-infizierte Patienten.
  • HIV-2 zeichnete sich durch höhere Anteile von CD8+CD28+ sowie niedrigere Anteile von CD8+PD-1+ T-Zellen aus als HIV-1.
  • Die Befunde könnten zum Teil erklären, warum HIV-2 weniger pathogen ist und langsamer voranschreitet als HIV-1.

In eine Querschnittsstudie wurden 63 HIV-2-Infizierte (47 virämisch und 16 avirämisch), 83 HIV-1-Positive und 26 HIV-Negative einer HIV-Klinik am Hospital Nacional Simão Mendes in Bissau (Guinea-Bissau) eingeschlossen. Alle infizierten Teilnehmer waren ART-naiv. 

Ziel der Autoren war, die Bedeutung der HIV-2-RNA-Werte und Immunstörungen bei der HIV-1- und HIV-2-Infektion noch besser zu verstehen. Wie bekannt ist HIV-2 weniger pathogen als HIV-1, und die Immunschwäche durch HIV-2 unterscheidet sich womöglich von der Immunschwäche durch HIV-1.

Nach Standardisierung für Geschlecht, Alter, CD4+T-Zellzahl war die HIV-RNA bei HIV-2-Infizierten niedriger als bei HIV-1-Infizierten (p<0,001): Bei HIV-2 waren die HIV-RNA-Werte um 0,938 log10 Kopien/ml (95% CI: 0,286-1,591) niedriger. Für die Analyse der T-Zellen (Reifung, Aktivierung und Regulierung)  sowie der B-Zellen (Reifung und Aktivierung) wurde die Fluss-Zytometrie verwendet. Eine adjustierte Analyse ergab keinen Unterschied bei der T-Zell-Reifung zwischen HIV-1 und HIV-2.

Die T-Zell-Regulierung (Tregs-Profile) waren bei HIV-Infizierten gestört, aber Unterschiede zwischen  HIV-1 und HIV-2 gab es nicht. 

Beide HIV-Typen waren mit einem erhöhten Anteil von T-Zellen assoziiert, die positiv auf Marker der Aktivierung waren. Interessanterweise hatten HIV-2-Infizierte höhere Anteile von CD8+CD28+ (p=0,008) und geringere Werte für CD8+PD-1+T-Zellen  (p=0,001) als HIV-1-infizierte, und zwar unabhängig von den HIV-RNA-Werten. Dies hat möglicherweise effektivere CD8+T-Zell-Antworten zur Folge, um so die Virus-Vermehrung besser zu kontrollieren und die Abnahme an CD4+T-Zellen zu verlangsamen. 

Abschließend berichteten die Autoren, in Übereinstimmung mit früheren Studien, über Unterschiede bei den B-Zellen. Von den Patienten mit einer CD4-Zellzahl unter 350 hatten HIV-2-infizierte Patienten einen höheren Anteil naiver B-Zellen (p = 0,001).

Obgleich die Gründe unklar bleiben, könnten die geringere Virus-Last und die Unterschiede beim T- und B-Zellen-Phänotyp zwischen HIV-1 und HIV-2, die in dieser Studie berichtet werden, dabei helfen, die langsamere Krankheits-Progression bei HIV-2-Infizierten als bei HIV-1-Positiven zu erklären.