Symptome der Generalisierten Angststörung langfristig am besten mit kognitiver Verhaltenstherapie zu behandeln
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Netzwerk-Metaanalyse zur Wirksamkeit von Psychotherapien bei Generalisierter Angststörung mit 66 randomisierten Studien und 5597 Patienten bescheinigt langfristig nur der „klassischen“ kognitiven Verhaltenstherapie eine signifikant größere Linderung der Symptomatik als der Standardbehandlung.
Hintergrund
Mit einer 1-Jahres-Prävalenz von ca. 3 % in der erwachsenen Bevölkerung gehört die Generalisierte Angststörung (GAD) zu den häufigsten psychiatrischen Diagnosen. Zur Behandlung werden meist Psychotherapien empfohlen, jedoch ist unklar, welche Variante als Erstlinientherapie erwogen werden sollte.
Design
Systematische Übersicht und Netzwerk-Metaanalyse zu kurz- und langfristigen Ergebnissen verschiedener Psychotherapien gegen die GAD. Durchsucht wurden die Literaturdatenbanken MEDLINE, Embase, PsycINFO, und das Cochrane Register of Controlled Trials bis einschließlich 2022 nach randomisierten Studien mit Erwachsenen. Die primären Studienziele waren die Schwere der GAD-Symptome und die Akzeptanz der Behandlung. Die Ergebnisse wurden als standardisierte mittlere Differenzen (SMD) gegenüber der Standardbehandlung (Diagnose und Infomaterial und/oder minimaler Therapeutenkontakt) dargestellt.
Ergebnisse
- Es fanden sich 66 randomisierte Studien mit Daten zu 5597 Teilnehmern, welche die Eingangskriterien erfüllten. Mit 70,9 % handelte es sich dabei mehrheitlich um Frauen; das Durchschnittsalter betrug 42,2 Jahre.
- Im Vergleich zu einer Standardbehandlung wurde die GAD-Symptomatik am stärksten reduziert mit:
- kognitiven Verhaltenstherapien der dritten Generation (mit Akzeptanz, Verpflichtung, Achtsamkeits-Training etc.) Hier betrug die SMD – 0,78 bei einem 95%-Konfidenzintervall von – 1,19 bis – 0,37.
- sonstige kognitive Verhaltenstherapien mit kognitiver Umstrukturierung plus Verhaltens- und/oder Entspannungstherapie (SMD – 0,68; 95%-KI – 1,05 bis – 0,32).
- Entspannungstherapien (SMD – 0,54; 95%-KI – 1,04 bis – 0,05). Die Überlegenheit dieser Therapieform ging jedoch verloren, nachdem man Studien mit einem hohen Risiko für Verzerrungen von der Analyse ausgeschossen hatte.
- Keine der obigen Psychotherapien wurde von den Patienten häufiger abgebrochen als eine Standardbehandlung.
- Bezüglich der Schwere der Angst im Zeitraum 3 bis 12 Monate nach der Intervention war lediglich die („klassische“) kognitive Verhaltenstherapie wirksamer als eine Standardbehandlung (SMD – 0,58; 95%-KI – 0,93 bis – 0,23).
Klinische Bedeutung
Angesichts der kurz- und langfristigen Wirkung könne die normale kognitive Verhaltenstherapie womöglich die Erstlinientherapie gegen GAD darstellen, schreiben die Autoren. Kognitive Verhaltenstherapien der 3. Generation und Entspannungstherapien waren mit einer kurzfristigen Wirksamkeit assoziiert und könnten ebenfalls angeboten werden.
Finanzierung: EU Horizon Forschungsprogramm.
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