Study&Opinion: mRNA-Vakzine in der Schwangerschaft erweisen sich auch in neuen Studien als unbedenklich

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Neue Evidenz zur Sicherheit von Vakzine in der Schwangerschaft: Große Register- und Kohortenanalysen aus Norwegen, Schweden und Kanada belegen, dass es keine erhöhten peripartalen Risiken für Mütter nach Impfungen mit mRNA-Vakzinen in der Schwangerschaft gibt. Auch Fehl- oder Frühgeburten sind nicht häufiger.

Hintergrund
Schon bald, nachdem die ersten Vakzine gegen SARS-CoV-2 verfügbar waren, sind Surveillance-, Geburts- und Krankenkassenrgister auf die Frage hin analysiert worden, ob die Impfstoffe auch in der Schwangerschaft sicher sind. Vorläufige Daten hatten keine spezifischen Risiken für Mutter und Kind ergeben (1). Da schwangere Frauen aber in den Zulassungsstudien ausgeschlossen waren und die Anforderungen an die Sicherheit von Impfungen in der Schwangerschaft noch höher sind als für die Allgemeinbevölkerung, werden nach wie vor große Kohortenpopulationen und Register auf die Frage hin analysiert, ob es doch noch Sicherheitsaspekte geben könnte (2, 3).

Design

  • retrospektive Analyse aus einer Gesamtdatenbasis von 97590 schwangeren Frauen im durchschnittlichen Alter von 31,9 Jahren aus dem kanadischen Geburtsregister (Dezember 2020 bis September 2021)
    • 22660 Frauen (23 %) hatten mindestens 1 Vakzinedosis erhalten, die meisten von ihnen (63,6 %) im 3. Trimester (2).
  • retrospektive Analysen von Geburts- und Schwangerenregistern aus Schweden (103409 Frauen) und Norwegen (54112 Frauen, ebenfalls durchschnittlich 31 Jahre alt (3);
    • 18 % (28506 Frauen) waren während der Schwangerschaft geimpft worden: 12,9 % mit BNT162b2 (Comirnaty®), 4,8 % mit mRNA-1273 und 0,3 % mit dem Vektorimpfstoff von AstraZeneca.
    • Auch hier waren die meisten Impfungen im 2. oder 3. Trimester erfolgt.

Hauptergebnisse

  • Verglichen mit schwangeren Frauen, die keine Impfung erhalten hatten oder erst nach der Schwangerschaft geimpft worden waren, gab es bei den in der Schwangerschaft Geimpften keine signifikant erhöhten Raten an:
    • Kaiserschnitten,
    • Hämorrhagien post partum,
    • Chorioamnionitis oder von
    • Kindern mit niedrigem Apgar-Score oder mit Bedarf an stationären Intensivtherapien (2).
    • Auch das Frühgeburtsrisiko war nicht signifikant erhöht.
  • Eine Unbedenklichkeit der Impfstoffe für Mütter und Kinder bestätigte sich ebenfalls in den Daten aus Schweden und Norwegen (3).
  • Auch hier kam es bei Impfungen in der Schwangerschaft
    • nicht signifikant häufiger zu Frühgeburten als bei ungeimpften Schwangeren aus demselben Zeitraum.
    • Die Kinder geimpfter Frauen mussten nicht häufiger auf eine Neugeborenenintensivstation verlegt werden als die Kinder ungeimpfter Schwangerer und sie hatten nicht häufiger einen niedrigen Apgar-Wert.

Klinische Bedeutung und Kommentar
Neue Daten aus großen Registern mit insgesamt circa 51.000 Frauen, die in der Schwangerschaft gegen SARS-CoV-2- geimpft worden waren, ergeben kein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind durch die Impfung.

„Dies könnte eine wichtige Information sein für Zögerliche“, heißt es in einem Kommentar zu den beiden Studien (4). „Die neuen Ergebnisse bestätigen frühere Daten, dass die Impfungen sicher sind. Verwendet worden waren vorwiegend die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer (Comirnaty®) und Moderna.“

Das Robert Koch-Institut hat vor Kurzem erst seine Empfehlungen aktualisiert (5). „Schwangere sollen ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel ungeachtet ihres Alters mit Comirnaty® geimpft werden, die Impfung schützt auch in der Schwangerschaft sehr gut vor einer COVID-19-Erkrankung“, heißt es dort. „Schwere Nebenwirkungen kommen laut aktueller Studienlage nach der Impfung in der Schwangerschaft nicht gehäuft vor. Dies betrifft vor allem Fehlgeburten bis zur 19. Schwangerschaftswoche, Frühgeburten, Totgeburten oder Fehlbildungen. Studien weisen darauf hin, dass durch die Impfung der Schwangeren auch ein Schutz für das Neugeborene erzielt werden kann.“

Finanzierung: Nationale Mittel und Förderung aus dem europäischen Horizon-Programm