Study & Opinion: Für COVID-19-Risikopatienten wird in der Erkrankungsfrühphase Sotrovimab empfohlen
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Das Robert Koch-Institut empfiehlt aktuell für die antivirale Therapie in der Frühphase einer SARS-CoV-2-Infektion bei Patienten mit Risiken für einen schweren Verlauf den monoklonalen Antikörper Sotrovimab und alternativ Remdesivir i.v. oder Nirmatrelvir/Ritonavir. Die Empfehlung der Fachgruppe COVRIIN wurde vor Kurzem überarbeitet (1). Sotrovimab sei bei allen besorgniserregenden Virusvarianten (VOC) wirksam. Bei der Sublinie BA.2 von Omikron allerdings sei die Effektivität reduziert. Das Antikörperpräparat ist für die frühe COVID-19-Therapie zugelassen. Inzwischen liegen die Endergebnisse der zulassungsrelvanten Phase-3-Studie mit mehr als 1.000 Patienten vor (3).
Hintergrund
Im November 2021 hat die Weltgesundheitsorganisation die SARS-CoV-2-Variante B.1.1.529 (Omikron) als „besorgniserregend“ eingestuft und sie mit Omikron bezeichnet. Dazu gehören mittlerweile 3 Sublinien (BA.1, BA.2 und BA.3). Anders als andere Antikörperpräparate ist Sotrovimab gegen hoch konservierte Epitope des SARS-CoV-2-Spikeproteins gerichtet. Der Antikörper wirkt neutralisierend, kurbelt immunologische Effektorfunktionen an und hemmt die Synzytienformation (Zell-Zell-Fusion). Eine Zwischenanalyse der COMET-ICE-Studie hatte ergeben, dass Sotrovimab bei Risikopatienten mit milder oder moderater COVID-19-Erkrankung die Wahrscheinlichkeit senkt, dass sie ein schweres, stationär zu behandelndes Stadium entwickeln (2). Nun liegen die Endergebnisse vor (3).
Design
- Studienform: prospektiv randomisierte, placebokontrollierte Studie
- Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: erwachsene Patienten mit labordiagnostisch gesicherter SARS-CoV-2-Infektion
- Symptome innerhalb der letzten 5 Tage (frühe Erkrankung) und
- mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe, zum Beispiel durch
- ein Alter von mindestens 55 Jahren,
- therapiebedürftigen Diabetes,
- Adipositas (Body Mass Index >30) oder
- chronische Nierenerkrankung (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate: < 60 mL/min/1.73 m2.
Hauptergebnisse
- 1.057 ambulante Patienten wurden randomisiert in eine Gruppe mit 500 mg Sotrovimab (Einmalgabe i.v., n = 528) oder zur Placebobehandlung (n = 529).
- Eine Progression von COVID-19 zu einer stationär behandelten oder tödlich verlaufenden Erkrankung innerhalb von 29 Tagen, der primäre Endpunkt, wurde bei 1 % unter Verum erreicht und bei 6 % unter Placebo (relatives Risiko [RR] zugunsten von Verum: 0,21; p < 0,001).
- Die Ergebnisse in 4 von 5 sekundären Endpukten waren ebenfalls zugunsten von Sotrovimab wie das Risiko für Notfallbehandlungen und schweres akutes respiratorisches Syndrom (RR: 0,34 und 0,26; p < 0,001).
- Unerwünschte Effekte traten selten auf. Dies waren im Wesentlichen Diarrhöe bei Sotrovimabtherapie und Pneumonie für die Placebobehandlung.
Klinische Bedeutung
Der monoklonale Antikörper Sotrovimab ist für alle Patienten geeignet, die durch eine Grunderkrankung trotz Immunkompetenz ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben oder âuch unvollständig geimpft sind. Außer von der Fachgruppe COVRIIN am Robert Koch-Institut wird dies in der aktualisierten S-3-Leitlinie zur stationären Therapie von COVID-19-Patienten empfohlen (4). Der monoklonale Antikörper sollte in der Frühphase der Erkrankung, also maximal bis 5 Tage nach Symptombeginn, angewendet werden. Ebenfalls möglich sind Remdesivir i.v. über 3 Tage oder Nirmatrelvir/Ritonavir (1). Bei dieser Kombination seien allerdings potenzielle Medikamenteninteraktionen zu beachten.
Finanzierung: Vir Biotechnology Inc, GlaxoSmithKline.
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