Study & Opinion: Erste S2k-Leitlinie zu SARS-CoV-2 in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Ist eine schwangere Frau mit SARS-CoV-2 inifiziert, sollte bei der Betreuung der Patientinnen nicht vom geburtshilflichen Standard und den Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinien abgewichen werden, so die Empfehlung der neuen Leitlinie. Eine stationäre Therapie wird erst dann empfohlen, wenn die Symptome den Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigen oder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf zusätzlich zur Schwangerschaft besteht. Bei einer SARS-CoV-2-infizierten Schwangeren soll unter der Geburt eine kontinuierliche Überwachung einschließlich der Messung der Sauerstoffsättigung durchgeführt werden. Ein SpO2 ≥ 94 % ist anzustreben.

Hintergrund
Bei geimpften schwangeren und stillenden Frauen verläuft eine COVID-19-Erkrankung zwar meist mit milden oder keinen Symptomen, dennoch besteht  ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Zur Vereinheitlichung der Behandlung von SARS-infizierten Patientinnen hat die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaften Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) nun die erste S2k-Leitlinie zum diesem Thema publiziert. Sie basiert unter anderem auf einer S1-Leitlinie vom März 2020, ist aber vollständig aktualisiert und auf S2k-Niveau angehoben worden.

Design

  • Systematische wissenschaftliche Literaturrecherche und Fortentwicklung der S1-Leitlinie „SARS-CoV-2 in der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett“
  • Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin e.V. (DGPM) mit Beteiligung weiterer Fachgesellschaften.

Hauptergebnisse

  • Unabhängig von einer bestehenden Erkrankung sind infektionspräventive Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder das Testen und Screening auf SARS-CoV-2 für schwangere und stillende Frauen sowie Wöchnerinnen unbedingt empfohlen.
  • Ein Screening auf SARS-CoV-2 soll bei jeder stationären Aufnahme oder ambulanten Aufnahme erfolgen.
  • Daten des Deutschen CRONOS-Registers haben ergeben, dass circa 55 % der infizierten Schwangeren asymptomatisch sind. Bei 86,4 % von ihnen wird die Infektion durch ein Screening in der Klinik erkannt.
  • Kommt es zu einer Infektion während der Schwangerschaft, so sollte bei der Betreuung der Patientinnen nicht vom geburtshilflichen Standard und den Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinien abgewichen werden.
  • Um die Kapazitäten in den Kliniken zu entlasten, wird eine Hospitalisierung erst dann empfohlen, wenn die Symptome den Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigen oder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf zusätzlich zur Schwangerschaft vorliegt.
  • Die initiale Labordiagnostik sollte Differentialblutbild, CRP, LDH, AST/ALT, Kreatinin, sowie D-Dimere, Prothrombinzeit, aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT), Fibrinogen und Urindiagnostik (Proteinurie/Albuminurie, Hämaturie, Leukozyturie) umfassen und bedarfsgerecht regelmäßig kontrolliert werden.
  • Bei respiratorischer Insuffizienz oder Verdacht auf Lungenembolie sollen ergänzend bildgebende Verfahren eingesetzt werden. Dies kann den Einsatz von Verfahren mit ionisierenden Strahlen (z.B. Röntgen/CT) notwendig machen.
  • Bei einer SARS-CoV-2-infizierten Schwangeren soll unter der Geburt eine kontinuierliche Überwachung einschließlich der Messung der Sauerstoffsättigung durchgeführt und ein SpO2 ≥ 94 % angestrebt werden.

Klinische Bedeutung

"Diese Leitlinie bündelt die derzeit bekannten wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Behandlung von schwangeren, gebärenden und stillenden Frauen mit einer SARS-CoV-2-Infektion und soll den in die Behandlung involvierten Berufsgruppen eine Hilfestellung bei der medizinischen Versorgung sein“, erläutert DGGG-Leitlinienkoordinator Prof. Dr. med. Frank Louwen aus Frankfurt am Main. Dies gelte auch als Vorbereitung auf weitere Infektionswellen.

Finanzierung: nach den Kriterien für die AWMF-Leitlinien