Study & Opinion: An einer komplizierten, akuten Pankreatitis stirbt jeder achte Patient in Deutschland

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Inzidenz der akuten Pankreatitis (AP) ist seit 2007 in Deutschland angestiegen, vor allem die biliären Formen werden häufiger. Jährlich erkranken 52.000 bis 53.000 Menschen in Deutschland an einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Die Sterblichkeit ist zwischen 2007 und 2017 auf < 3 % gesunken, bei Organkomplikationen aber und besonders, wenn eine künstliche Beatmung erforderlich wird, steigt sie drastisch an, nämlich auf 44 %. Bei komplizierten Verlaufsformen nimmt die Sterblichkeit mit steigenden Fallzahlen einer Krankenhausabteilung ab.

Hintergrund
Die akute Pankreatitis (AP) ist eine der häufigsten gastrointestinalen Erkrankungen. Vor allem die komplizierten Krankheitsverläufe sind noch immer eine große klinische Herausforderung und mit einer hohen Mortalität assoziiert. Die Auswertung umfassender Registerdaten und deren Interpretation könnten helfen, die Behandlung  von Patienten mit dieser häufigen gastrointestinalen Erkrankung zu optimieren, so ein Studienteam aus Deutschland (1).

Design

  • Datenbasis: standardisierte Krankenhausentlassungsdaten des Statistischen Bundesamtes im Zeitraum 2008 bis 2017
  • Eingeschlossene Fälle: 516.618 stationär behandelte AP-Fälle

Hauptergebnisse

  • Die häufigsten Krankheitsursachen waren die biliäre AP mit einem Anteil von 29,9 % und die alkoholische AP mit einem Anteil von 22,7 %.
  • Die jährliche Inzidenz der AP stieg von 48.858 Fällen in 2008 auf 52.611 Fälle in 2017. Der Anstieg war hauptsächlich auf eine steigende Inzidenz der biliären AP (Gallensteine) zurückzuführen.
  • Die durchschnittliche Krankenhausmortalität betrug 2,85 % und verbesserte sich im Laufe des Untersuchungszeitraumes deutlich.
  • Während die unkomplizierte AP mit einer niedrigen Krankenhausmortalität von 1,38 % assoziiert war, erhöhten Organkomplikationen die Sterblichkeit deutlich, und zwar auf 12,34 %.
  • Bei Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung stieg die Krankenhaussterblichkeit noch einmal drastisch an, und zwar auf 44,06 %.
  • Die Mortalität war bei Patientinnen signifikant höher als bei Patienten (3,31 % vs. 2,55 %) und nahm schrittweise mit dem Patientenalter ab.
  • Typ-2 Diabetes und Adipositas waren als unabhängige Risikofaktoren und mit einer erhöhten Krankenhausmortalität assoziiert.
  • Die Krankenhaussterblichkeit war am niedrigsten bei Patienten, die in gastroenterologischen Abteilungen behandelt wurden.
  • Zentren mit hohem Fallvolumen, definiert als > 98 AP-Fälle pro Jahr, hatten die niedrigste Krankenhausmortalität bei Patienten mit komplizierten Verläufen der AP.

Klinische Bedeutung
Mit mehr als 52.000 jährlichen Krankenhauseinweisungen ist die AP eine der wichtigsten stationären Behandlungsindikationen der Gastroenterologie in Deutschland. Die Gesamtmortalität der AP ist zwar gesunken, vermutlich durch verbesserte interdisziplinäre Behandlungskonzepte, so die Autoren. Bei Organkomplikationen aber stirbt immer noch jeder achte Patient mit AP. Statistisch verläuft jede fünfte Erkrankung kompliziert, die Patienten müssen mit lebenslangen Beeinträchtigungen des  Verdauungssystems rechnen.

Vor kurzem ist die S3-Leitlinie zur Pankreatitis publiziert worden (2). Sie gibt umfassende Handlungsempfehlungen für Diagnostik und Therapie.


Finanzierung: u.a. Deutsche Forschungsgemeinschaft