Studie in hessischen Pflegeheimen: Hunde sollen Corona-Infektionen aufspüren

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften 

Mit besonders trainierten Spürhunden will Hessen neue Wege für das frühzeitige Erkennen von Corona-Infektionen erforschen. In einer interdisziplinären Studie, an der sich die Universität Mainz, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und finanziell auch das Hessische Sozialministerium beteiligt, wird unter realen Bedingungen untersucht, ob speziell geschulte Hunde zur Früherkennung von SARS-CoV-2-Infektionen eingesetzt werden können. Die Studie wird in ausgewählten Altenpflegeheimen in Hessen durchgeführt.

Es sei durch mehrere Studien belegt, dass die tierische Nase sehr feine Abstimmungen erkenne, so Professor Dr. Bodo Plachter, kommissarischer Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz, in einer Mitteilung der Universität. Hunde reagierten bereits auf Proben von Menschen, die sich gerade erst infiziert hätten. Schnelltests versagen dem Virologen zufolge dagegen häufig, wenn die Viruslast noch gering sei. Die Hoffnung sei daher, dass Spürhunde rasch und vor allem zuverlässiger als Schnelltests auf einen Ausbruch hinwiesen. Sie sollten in Heimen eingesetzt werden, in denen erste positive Tests aufgefallen seien. 

„Von dieser Studie versprechen wir uns Erkenntnisse über eine effektive Früherkennung, mit der Ausbrüche vermieden werden können. Der Einsatz von Spürhunden erscheint hier sehr vielversprechend“, sagte der hessische Sozialminister Kai Klose.

Ein Ziel der Untersuchungen sei auch „die Identifizierung typischer Geruchsstoffe, die eine Unterscheidung zwischen gesunden und erkrankten Personen zulassen. Die Kenntnis der relevanten Stoffe eröffnet Möglichkeiten für die Nutzung von Detektionsgeräten und für eine vereinfachte Ausbildung der Spürhunde“, so Plachter.

 

Wie erst kürzlich von „Univadis“ berichtet, können Spürhunde womöglich nicht nur Patienten mit akuter SARS-CoV-2-Infektionen erkennen, sondern auch Menschen, die dauerhaft Symptome haben. Dies lässt eine Pilotstudie von Forschern unter der Leitung der Stiftung Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) schlussfolgern. 

„Diese Studie ist ein weiterer Beweis für das Potenzial, dass Spürhunde bei der Untersuchung der Pathophysiologie von COVID-19 Patienten haben könnten“, kommentierte Erstautorin Dr. Friederike Twele ihre Studie. Es sei zwar schwer vorstellbar, aber die Geruchserkennung von Hunden sei um drei Größenordnungen empfindlicher als die derzeit verfügbaren Geräte,  ergänzte die Tierärztin und Neurowissenschaftlerin.

Die Ergebnisse unterstützten die Hypothese, dass flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds, VOC) nach der Erstinfektion langfristig bei Post-COVID-19-Patienten vorhanden seien. VOC werden von SARS-CoV-2-infizierten Körperzellen im Verlauf dieser komplexen Krankheit freigesetzt. „Basierend auf diesen Ergebnissen denken wir, dass weitere Studien mit medizinischen Spürhunden zur Pathophysiologie von Long-COVID die Zusammensetzung und den zeitlichen Verlauf spezifischer VOC-Muster miteinschließen sollten“, erklärte Professor Dr. Holger Volk, Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo.