Studie findet Null Ertrag für kraniale CT-Untersuchungen bei rein psychiatrischen Auffälligkeiten
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Eine Querschnittstudie im Klinikverbund Yale / New Haven identifizierte im Laufe von 6 Jahren 369 Patienten mit rein psychiatrischen Symptomen wie Halluzinationen und Psychosen, die zur Abklärung/Sicherung der Diagnose eine kraniale Computertomographie erhielten. In keinem einzigen Fall fanden sich dabei Hinweise auf behandelbare („actionable“) pathologische Veränderungen.
Hintergrund
Viele Patienten, bei denen der Verdacht auf eine schwerwiegende psychiatrische Erkrankung besteht, erhalten zur Abklärung eine Computertomographie, um strukturelle Veränderungen des Gehirns auszuschließen. Die Empfehlungen dazu sind jedoch nicht einheitlich und beziehen sich zumeist auf eine erste psychotische Episode, während Halluzinationen, Wahnvorstellungen und suizidale Gedanken nicht angesprochen werden.
Design
Retrospektive Querschnittsstudie am Gesundheitssystem von Yale / New Haven mit dem Ziel:
- Bestimmung des „Ertrags“ in Form von behandelbaren pathologischen Veränderungen, die bei Kopf-CTs von Patienten mit häufigen psychiatrischen Präsentationen entdeckt wurden, sowie
- Charakterisierung von Szenarien mit sehr niedrigem Risiko, bei denen eine Bildgebung verzichtbar sein könnte.
Die Forscher durchsuchten dafür die Datenbank nach CT-Untersuchungen bei stationären Patienten und solchen in der Notaufnahme, die durch suizidale oder mörderische Gedanken, Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Paranoia, Katatonie und/oder Psychosen auffällig wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten, die gleichzeitig nicht-psychiatrische Indikationen hatten wie Kopfverletzungen oder -Schmerzen.
Ergebnisse
- In dem System mit seinen mehr als 275.000 Krankenhausbesuchen / Jahr fand man über 6 Jahre hinweg 369 Patienten, welche die Einschlusskriterien erfüllten. Sie waren durchschnittlich 59,6 Jahre alt und zu 54,3 % weiblich.
- Der Großteil der CTs war in der Notaufnahme gemacht worden (80,5), der Rest bei stationären Patienten.
- Mit 60,4 % waren isolierte Halluzinationen die häufigste Indikation für eine CT-Aufnahme des Kopfes, es folgten andere, nicht näher beschriebene psychotische Symptome mit 19,8 %.
- Der „diagnostische Ertrag“ betrug für die gesamte Studienpopulation 0,00 % (95%-Konfidenzintervall 0,00 – 0,99)
Klinische Bedeutung
Die Autoren bestätigen mit ihrer Arbeit eine aktuelle Übersichtsarbeit, die in 16 Studien mit 2312 Patienten eine Rate von 0,4 % potenziell behandelbaren Abnormalitäten entdeckt hatte. Damit wachse die wissenschaftliche Literatur, die nahelege, dass eine CT-Bildgebung zur ärztlichen Freigabe in einigen der hier diskutierten Szenarien verzichtbar scheint.
Finanzierung: National Center for Advancing Translational Science.
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