Studie findet 8-fach erhöhte Mortalität im ersten Jahr nach der Diagnose psychotischer Erkrankungen

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Ein Vergleich der Gesamtmortalität und der ursachenspezifischen Mortalität zeigt, dass Patienten mit einer psychotischen Erkrankung im ersten Jahr nach der Diagnose extrem gefährdet sind, durch selbst verursachte Verletzungen und Vergiftungen zu sterben. Das Risiko sinkt zwar zwischen dem ersten und dritten Jahr, ist dann aber immer noch 3 Mal so hoch wie das der Allgemeinbevölkerung.

Hintergrund

Menschen mit psychotischen Erkrankungen haben eine erhöhte Mortalität, insbesondere kurz nach der Diagnose. Ihre Lebenserwartung liegt um 10 bis 15 Jahre unter der der Allgemeinbevölkerung.

Design

Kohortenstudie mit populationsbasierten Daten von 8 Millionen US-Amerikanern in 5 Bundesstaaten. Verglichen wurden Krankenversicherte zwischen 16 und 30 Jahren, bei denen zwischen 2009 und 2015 erstmals in ihrem Leben eine psychotische Störung diagnostiziert wurde (Studiengruppe, n= 21.058) mit Personen gleichen Geschlechts, Alter und Versicherungszugehörigkeit mit einen ambulanten Arztbesuch (Allgemeingruppe, n=35.576) bzw. mit der Diagnose einer unipolaren Depression (Depressionsgruppe, n=23.415). Todesfälle wurden für einen Zeitraum von 3 Jahren ab Diagnose bzw. Arztbesuch erfasst.

Hauptergebnisse

  • Im ersten Jahr nach der Diagnose war die Gesamtmortalität bei psychotisch Erkrankten 54,6/10.000 gegenüber 20,5 unter Patienten mit einer Depression und 6,7 in der Vergleichsgruppe.
  • Nach Adjustierung für ethnische Zugehörigkeit und Vorerkrankungen war das relative Risiko, an selbst verursachten Verletzungen oder Vergiftungen zu sterben, für die psychotisch Erkrankten gegenüber der Kontrollgruppe um den Faktor 35 erhöht, und für Tod durch andere Verletzungen und Vergiftungen um den Faktor 4,7. Für Herzkrankheiten und Diabetes errechneten die Forscher die Forscher ein Quotenverhältnis von 0,78 beim Vergleich der zwei Gruppen, was jedoch keine statistisch signifikante Differenz war.
  • Zwischen dem ersten und dritten Jahr nach der Diagnose halbierte sich die Gesamtmortalität der Patienten mit der Diagnose einer psychotischen Erkrankung von 54,6 auf 27,1 / 10.000, ebenso die Mortalität durch Verletzungen und Vergiftungen (von 30,6 auf 15,1). Diese Mortalitätsraten waren jedoch weiterhin etwa drei Mal so hoch wie in der Vergleichsgruppe (9,9 / 10.000 Gesamtmortalität und 4,8 für Verletzungen und Vergiftungen).

Klinische Bedeutung

Die ohnehin schon stark erhöhte Mortalität unter Patienten mit psychotischen Erkrankungen erreicht ihren höchsten Wert unmittelbar nach der Diagnose und sinkt dann im Verlauf von drei Jahren auf ein Niveau, das immer noch 3 Mal so hoch ist, wie das der Allgemeinbevölkerung. Die Autoren fordern deshalb systematische Interventionen für junge Menschen zum Zeitpunkt der Diagnose einer psychotischen Störung. Die Zahlen unterstreichen die Forderung an die behandelnden Ärzte, dem Suizidrisiko dieser Menschen besondere Aufmerksamkeit zu widmen.

Finanzierung: National Institute of Mental Health.