Studie bilanziert die psychischen Folgen des Afghanistan-Krieges bei britischen Soldaten

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Sowohl bei verletzten, als auch bei unverletzt gebliebenen britischen Soldaten ist die Rate psychischer Störungen Jahre nach der Rückkehr aus dem Afghanistan-Krieg gegenüber der Normalbevölkerung deutlich erhöht, mit Depressionen bei jedem 5. und einer PTSD bei jedem 7.

Hintergrund

Auf dem Höhepunkt des Afghanistan-Kriegs waren mehr als 130.000 Soldaten aus 49 Ländern dort stationiert. Dabei stellten britische Truppen mit 9500 Soldaten nach den USA (90000) und noch vor Deutschland (4812) das größte Kontingent. Die langfristigen psychosozialen Auswirkungen für jene, die in Kampfhandlungen schwere Verletzungen erlitten haben, seien weitgehend unbekannt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Design

Abschätzung der Raten von wahrscheinlichen Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD), Depression, Angststörungen und psychischer Multimorbidität bei einer repräsentativen Stichprobe von britischen Militärangestellten anhand von Daten aus der Kohortenstudie ADVANCE. Diese Daten wurden wiederum vom britischen Verteidigungsministerium bereitgestellt und betrafen 579 aktive wie nicht-aktive Militärs, die in Afghanistan im Kampf verletzt worden waren (medianes Alter 33 Jahre, davon 161 mit Amputationen), sowie eine Kontrollgruppe mit 565 Soldaten, die unverletzt geblieben waren.

Ergebnisse

  • Die Häufigkeit der Diagnosen bei verletzten / unverletzten Soldaten betrug:
    • PTSD: 16,9 versus 10,5 %. Adjustiertes Chancenverhältnis aOR 1,67; 95%-Konfidenzintervall 1,16 – 2,41.
    • Depression: 23,6 versus 16,8 %. aOR 1,46; 95%-KI 1,08 – 2,03.
    • Angststörung: 20,8 versus 13,5 %. aOR 1,56; 95%-KI 1,13 – 2,24.
    • Psychische Multimorbidität: 15,3 versus 9,8 %. aOR 1,62; 95%-KI 1,12 – 2,49.
  • Beim Vergleich der Amputierten mit den Teilnehmern der nicht verletzten Kontrollgruppe gab es nur minimale Differenzen in der Rate dieser Diagnosen (aOR 0,77 – 0,97). Dagegen war das Risiko nicht amputierter Verletzter gegenüber der unverletzten Kontrollgruppe bis zum zweifachen erhöht (aOR 1,74 – 2,02).

Klinische Bedeutung

Die Studie bestätigt, dass schwere Kriegsverletzungen mit schlechterer psychischer Gesundheit einhergehen. Überraschend ist, wie die Art der Verletzung diese Assoziation beeinflusst, und dass Amputierte im Gegensatz zu nicht Amputierten in dieser Kohorte keine schlechtere Prognose hatten als die unverletzt gebliebenen Soldaten.

Finanzierung: The ADVANCE Charity.