Studentenleben: Prokrastination mit schlechterer Gesundheit assoziiert

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Studenten schwedischer Universitäten, die eine Neigung zur Prokrastination haben, zeigten 9 Monate danach in der Selbstauskunft eine höhere Wahrscheinlichkeit für depressive Symptome, Angststörungen, und Stress. Auch Rückenschmerzen traten häufiger auf.

Hintergrund

Ein pathologisches Aufschiebeverhalten (Prokrastination) ist eine ernstzunehmende Arbeitsstörung, die sich negativ auf private und berufliche Aktivitäten auswirken kann. Das Verhalten wurde auch als „Studentensyndrom“ bezeichnet und findet sich häufig an Universitäten. In der aktuellen Studie ist man früheren Hinweisen nachgegangen, dass Prokrastination mit geistigen und körperlichen Gesundheitsparametern in Verbindung stehen könnte, und hat vor allem nach den langfristigen Folgen gefragt.

Design

Kohortenstudie mit 3525 Studenten an Universitäten im Großraum Stockholm und Örebro (Schweden). Sie wurden binnen eines Jahres 5-mal anhand der „Pure Procrastination Scale“ PPS (5 bis maximal 25 Punkte) zu ihrer Neigung befragt, Dinge aufzuschieben. Die Auskünfte an 3 Zeitpunkten wurden dann abgeglichen mit 16 Gesundheitsoutcomes 9 Monate später, einschließlich selbstberichteter Symptome von Depressionen und Angststörungen, Rückenschmerzen, Schlafqualität, Alkohol- Nikotin- und Cannabisgebrauch, Einsamkeit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Ergebnisse

  • Die Teilnehmer waren zu 63 % weiblich und 24,8 Jahre alt. 73 % konnten über 9 Monate hinweg nachverfolgt werden. Der Anfangswert auf der PPS betrug im Mittel 12,9 bei einer Standardabweichung von 5,4.
  • Jede Zunahme des Aufschiebeverhaltens um eine Standardabweichung war assoziiert mit (ß-Werte und 95%-Konfidenzintervalle):
    • Depressive Symptome: 0,13 (0,09 – 0,17)
    • Angststörungen: 0,08 (0,04 – 0,12)
    • Stress: 0,11 (0,08 – 0,15)
  • Nach umfangreichen Adjustierungen betrugen die Chancenverhältnisse RR mit 95%-KI bei einer Standardabweichung im Ausgangswert nach 9 Monaten:
    • Behindernde Schmerzen in den oberen Extremitäten: 1,27 (1,14 – 1,42)
    • Schlechter Schlaf: 1,09 (1,05 – 1,14)
    • Körperliche Inaktivität: 1,07 (1,04 – 1,11)
    • Einsamkeit: 1,07 (1,02 – 1,12)
    • wirtschaftliche Schwierigkeiten: 1,15 (1,02 – 1,30)

Klinische Bedeutung

Die Studenten erweisen sich als dankbare Studienobjekte, und es wurden tatsächlich negative Assoziationen zwischen der „Aufschieberitis“ und diversen Gesundheitsparametern festgestellt. Dass die verhältnismäßig große Freiheit und das junge Alter dieser Population einem gesunden Lebenswandel abträglich sein könnte, wird nicht diskutiert, und es gibt auch keine Vergleiche zur Gesamtbevölkerung. Stattdessen schreiben die Autoren, ihre Befunde “könnten von Bedeutung sein, um die Gesundheit von Studenten zu verstehen.“

Finanzierung: Swedish Research Council for Health, Working Life and Welfare (FORTE).