Strittig: Impfen in der Apotheke
- Presseagentur Gesundheit (pag)
- Medizinische Nachrichten
Erklärtes Ziel der Bundesregierung ist es, die Impfquoten zu erhöhen. Im Masernschutzgesetz, das verpflichtend eine Impfung für Kinder vorsieht, gibt es auch eine neue Regelung für die Influenza-Impfung. Diese soll künftig als niedrigschwelliges Angebot auch in der Apotheke möglich sein. In Nordrhein-Westfalen sind die ersten Verträge für diesem Modellversuch unterschrieben. Ärzte laufen gegen diese neue Impfmöglichkeit Sturm.
Pro Impfen in der Apotheke

Das Modellprojekt Grippeschutzimpfung in der Apotheke hat der Gesetzgeber zur Steigerung der Durchimpfungsrate konzipiert. Erste Anlaufstelle bei Impfungen bleibt die Arztpraxis. Das ergänzende Angebot der Apotheken erreicht Menschen, die normalerweise nicht zum Arzt gehen bzw. keinen Hausarzt haben. Der saisonale Influenzaimpfstoff ist aus Sicht des RKI gut verträglich. Also spricht aus wissenschaftlicher Sicht nichts gegen eine Impfung durch geschulte Apotheker*innen. Erfahrungen aus anderen Ländern belegen, dass gerade wegen des Impfangebotes der Apotheken auch die Ärzte mehr impfen. Grippeimpfungen werden dort von den Menschen noch intensiver als gut verträglich und nebenwirkungsfrei empfunden. Die Impfrate ist durch das gemeinsame Engagement beider Heilberufe auch deutlich gesteigert worden. Daher werden wir jetzt mit vereinten heilberuflichen Kräften in Arztpraxen und ergänzend in impfenden Apotheken der ernüchternden Tatsache entgegenwirken, dass bislang nur rund 35 Prozent der Bundesbürger ab 60 Jahren gegen Grippe geimpft sind. Zielmarke gemäß Weltgesundheitsorganisation WHO sind indes 75 Prozent.
Thomas Preis, Vorsitzender Apothekerverband Nordrhein e.V.
Contra Impfen in der Apotheke

Impfen ist und bleibt eine ärztliche Aufgabe und das aus gutem Grund. Das rein Technische ist dabei nicht das Schwierige. Den Piks kann jeder. Impfen beinhaltet jedoch vor allem die Impfanamnese, die Aufklärung zur Impfung, den Ausschluss von akuten Erkrankungen und Kontraindikationen sowie bei bestehenden Erkrankungen die Bewertung, ob eine Impfung durchgeführt werden kann. Darüber hinaus können bei Impfungen seltene, aber schwerwiegende Komplikationen auftreten, die beispielsweise im Falle eines allergischen Schocks sofortiger ärztlicher Notfallmaßnahmen bedürfen. All dies kann definitiv nur ein Arzt machen. Gerade in Zeiten von Corona ist es zudem wichtig, dass zusätzlich zum Pandemiegeschehen nicht auch noch eine Grippewelle um sich greift und insbesondere ältere Mitbürger und chronisch Kranke bedroht. Daher sind die Praxen in diesem Jahr auf eine höhere Nachfrage vorbereitet: Es ist gelungen, 25 Millionen Impfdosen für Deutschland zu sichern. Durch das wohnortnahe Netz von 100.000 Arztpraxen ist sichergestellt, dass wir alle impfen können, die geimpft werden müssen. Und das ist originär Aufgabe der Ärztinnen und Ärzte.
Dr. Stephan Hofmeister, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
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