Stresserleben der Eltern entscheidend für psychische Gesundheit der Kinder
- Medizinische Nachrichten
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Ein übermäßiger Medienkonsum kann bei Kindern zu psychischen Auffälligkeiten führen. Das Ergebnis der Studie von der Klinik für Psychotherapie und Psychiatrie der Uniklinik in Lübeck deckt sich mit früheren Untersuchungen in diesem Bereich, wonach eine hohe Mediennutzung mit emotionalen Symptomen, Hyperaktivität und Verhaltensproblemen verbunden ist. Neben den Wirkmechanismen der digitalen Medien scheint jedoch das Stresserleben der Eltern entscheidend für die psychische Gesundheit im Kindesalter zu sein. Die Studie wurde kürzlich im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht.
Mehr als 17 Prozent psychisch auffällig
In Deutschland zeigen laut der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) 17,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen diagnostisch oder klinisch relevante Anzeichen für psychische Auffälligkeiten. Dazu zählen Depression, Angst und die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Untersuchungen zeigen, dass ein Zusammenhang zwischen hoher Mediennutzung und psychischen Auffälligkeiten im Kindesalter besteht Unklar ist jedoch die Rolle von möglichen weiteren Faktoren, die diesen Zusammenhang beeinflussen. Das Ziel der Studie der Arbeitsgruppe um Hannah Lea Jörren war daher die Prüfung von Zusammenhängen zwischen psychischen Auffälligkeiten, hoher Mediennutzung, elterlichem Stresserleben sowie inkonsistentem und positivem Erziehungsverhalten.
Dazu analysierten sie auf Basis des KiGGS- und BELLA-Datensatzes einen möglichen Zusammenhang zwischen psychischen Auffälligkeiten und einer hohen Mediennutzung bei 417 Vorschulkindern im Alter von 3 bis 5 und Schulkindern zwischen 7 und 13 Jahren. Als Kontrollvariablen wählten die Wissenschaftler soziökonomischer Status, Geschlecht des Kindes und der Eltern, elterliches Stresserleben sowie inkonsistentes und positives Erziehungsverhalten.
Die Zusammenhänge zwischen einer hohen Mediennutzung und psychischen Auffälligkeiten zeigten sich nur bei Vorschulkindern. Der Großteil der Jüngeren war jedoch psychisch unauffällig (91,6 %), obwohl knapp ein Drittel der Vorschulkinder über den Mediennutzungsempfehlungen der BZgA von maximal 30 Minuten täglich lag. Es ließen sich darüber hinaus keine Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen feststellen feststellen.
Stresserleben der Eltern ausschlaggebend
Auffällig war, dass indessen elterliches Stresserleben und ein inkonsistentes Erziehungsverhalten zu deutlich mehr psychischen Auffälligkeiten bei den Kindern führte. Umgekehrt hatten Eltern mit einem positiven Erziehungsstiel auch einen positiven Einfluss auf die Psyche ihrer Kinder. Das galt auch für die Gruppe der Älteren Kinder. Der soziale und wirtschaftliche Status der Eltern hatte den Ergebnissen zufolge keinerlei Einfluss.
Eine hohe Mediennutzung könnte als Indikator für eine nähere Betrachtung der psychischen Gesundheit von Vorschulkindern herangezogen werden, schlagen die Wissenschaftler vor. Daneben nähmen aber das Verhalten der Eltern, ihr Erziehungsstil und der elterliche Stress großen Einfluss auf die die Entwicklung psychischer Auffälligkeiten sowohl von Vorschulkindern als auch Schulkindern. Insbesondere das elterliche Stresserleben scheint hier eine wichtige Einflussgröße in unterschiedlichen Altersgruppen zu sein. Zukünftige Studien sollten aus Sicht der Forscher die elterlichen Variablen in Wechselwirkung mit Medienverhalten untersuchen.
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