Stressbewältigung: Probiotikum beeinflusst die neuronale Antwort auf Stress
- Dr. Stefanie Reinberger
- Studien – kurz & knapp
Hauptaussage
Die Einnahme eines Probiotikums führte in der vorliegenden Studie dazu, dass sich die neuonale Antwort auf sozialen Stress im Gehirn veränderte. Dies wird dahingehend interpretiert, dass die Probanden, die das Probiotikum einnahmen, sich besser an die Stresssituation anpassen konnten.
Hintergrund
Unter Probiotika versteht man gemeinhin lebende Bakterien, die eingenommen werden und sich förderlich auf die Gesundheit auswirken können. Sie unterstützen gemeinsam mit natürlicherweise im Darm angesiedelten Bakterien beispielsweise die Verdauung oder produzieren Vitamine. Schon länger verdichten sich zudem die Hinweise darauf, dass Darmbakterien mit dem Zentralen Nervensystem kommunizieren und Einfluss auf die Hirnfunktion nehmen. Ein vielversprechender Kandidat dafür, beides unter Stress positiv zu beeinflussen, ist Bifidobacterium longum 1714TM, ein speziell gezüchteter B. longum-Stamm. Eine vorhergehende Studie hat bereits gezeigt, dass das Bakterium bei gesunden Probenden, die unter akutem Stress stehen, die Kortisol-Ausschüttung und Stressreaktionen senkt. Die vorliegende Studie widmet sich nun der Frage, ob der B. longum-Vertreter auch in der Lage ist, Gehirnfunkionen zu modulieren.
Studiendesign
Randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie untersucht den Einfluss eines B. longum-Stammes auf die neuronale Antwort auf sozialen Stress. 40 gesunde Probanden erhielten über einen Zeitraum von vier Wochen entweder Kapseln mit dem Probiotikum oder ein Placebo. Der soziale Stress wurde ausgelöst durch ein virtuelles Ballspiel (Cyberball), bei dem der Proband mit zwei Gegenspielern spielt und dann zunehmend ausgeschlossen wird. Die Gehirnaktivität der Probanden während des Spiels wurde mit Hilfe der Magnetenzephalographie gemessen. Außerdem wurden allgemeine Gesundheitsdaten erhoben.
Hauptergebnisse
- Nach vier Wochen hatten alle Probanden Anzeichen von erhöhtem sozialem Stress, der sich jedoch nicht auf das Verhalten auswirkte.
- Das Probiotikum beeinflusste die neuronale Oszillation im Ruhezustand derart, dass Schwingungen im Theta-Bereich im Frontalkortex und im Gyrus cinguli zunahmen (P < 0.05) und Beta3-Rhythmen im Hippocampus, Gyrus fusiformis und im Temporallappen abnahmen (P < 0.05). Beides wurde als erhöhte Vitalität und reduzierte mentale Ermüdung unter der Belastung des Stressors interpretiert.
Klinische Bedeutung
Bei Probanden, die das Probiotikum einnahmen, war die Hirnaktivität verändert, was auf eine verbesserte Anpassung (Coping) an Belastungssituationen und Gegenregulation bei negativen Emotionen hindeutet. Die Befunde der Studie zeigen erstmals, dass ein Probiotikum positiven Einfluss auf soziale Stresssituationen im Sinne einer besseren Stressbewältigung ausübt, indem es die zentrale Verarbeitung von Stressreizen verändert.
Limitierung
kleine Probandengruppe
Finanzierung
Alimentary Health Ltd.
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