Stimulation des Okzipitalnervs reduziert Anfallsrate bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die erste kontrollierte Studie zur Stimulation des Nervus occipitalis (ONS) bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen ergab eine signifikante Reduktion der Attacken sowohl bei voller als auch bei reduzierter elektrischer Intensität.

Hintergrund

Wegen der häufigen, langanhaltenden und als sehr quälend empfundenen Attacken zählen Cluster-Kopfschmerzen zu den am stärksten belastenden neurologischen Erkrankungen. Bei bis zu 20 % der Patienten verläuft das Leiden chronisch, und in bis zu 15 % ist das Leiden refraktär, oder die Patienten sind intolerant gegenüber den verfügbaren Optionen zur Prävention (Calciumantagonisten, Glukokortikoide, Lithium und Topiramat). Frühe Studien deuten darauf hin, dass die Stimulation des Nervus occipitalis (ONS) eine nichtdestruktive, reversible Behandlungsoption sein könnte, allerdings gibt es kaum kontrollierte Studien, weil die Prozedur mit okzipitalen Parästhesien verbunden ist, was Placebo-Kontrollen erschwert.

Design

ICON ist eine, von den Studienautoren initiierte, randomisierte, doppel-blinde Studie mit 131 Patienten mit hartnäckigen, chronischen Cluster-Kopfschmerzen in 7 Kliniken der Niederlande, Belgiens, Deutschlands und Ungarns. Sie wurden jeweils über 24 Wochen mit 100 bzw. 30 % jener Intensität stimuliert, bei der individuell Parästhesien verspürt wurden und Unbehagen auftrat.

Ergebnisse

  • In der Gesamtpopulation verringerte sich die wöchentliche durchschnittliche Frequenz der Attacken gegenüber dem Ausgangswert von 15,75 auf 7,38 in den Wochen 21 – 24. Dies entsprach einer Reduktion um median 5,21 Attacken (p jeweils < 0,001).
  • In der zu 100 % stimulierten Gruppe sank die durchschnittliche Rate der Attacken von 17,58 auf 9,50, in der mit 30 % Intensität stimulierten Gruppe wurde ein Rückgang von 15,00 auf 6,75 verzeichnet. Die Differenz der Mediane betrug -2,42, war bei einem 95%-KI von – 5,17 bis 3,33 aber nicht signifikant.
  • Während der maskierten Studienphase traten unter 100 % Stimulierung 129-mal Nebenwirkungen auf, unter 30 % Intensität waren es 95 Ereignisse – am häufigsten lokale Schmerzen, gestörte Wundheilung, Nackensteife und Geräteschäden. Diese Nebenwirkungen seien zwar nicht unerwartet gewesen, wurden aber in 17 bzw. 8 Fällen als schwerwiegend eingestuft, da sie einen kurzen Klinikaufenthalt zur Neujustierung der Hardware erforderten, berichten die Autoren.

Klinische Bedeutung

In einem begleitenden Kommentar gratulieren Denys Fontaine und Michel Lanteri-Minet (Nizza) zu der ersten kontrollierten Studie zur ONS in dieser Indikation und dafür, dass es den Autoren gelungen ist, trotz der Seltenheit der Erkrankung 130 Patienten zu gewinnen und die inhärenten Schwierigkeiten mit ihrem Studiendesign zu überwinden. Die Ergebnisse weisen demnach darauf hin, dass ein substanzieller Teil der Patienten mit hartnäckigen Cluster-Kopfschmerzen von der ONS erheblich profitieren könnte.

Finanzierung: Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung. Niederländisches Gesundheitsministerium, NutsOhra Stiftung der niederländischen Versicherungsgesellschaften, und Medtronic.