STIKO spricht sich gegen Verlängerung der Spanne zwischen erster und zweiter SARS-CoV-2-Impfung aus
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) hat ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert. Während die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI) eine verzögerte zweite Impfung bis zu 60 Tagen für akzeptabel hält, spricht sich die STIKO jetzt eindeutig gegen eine solche Verlängerung der Zeitspanne zwischen erster und zweiter Impfdosis aus.
Nach der aktuellen Empfehlung solle die Gabe der 2. Impfstoffdosis gegen SARS-CoV-2 innerhalb des durch die Zulassungsstudien abgedeckten Zeitraumes erfolgen, also in einem Mindestabstand von 21 (BioNTech) bzw. 28 (Moderna) Tagen und nicht später als 42 Tage nach der ersten Impfstoffdosis.
Schwächere Impfeffektivität nach 1. Dosis bei hochbetagten Menschen
Die STIKO begründet ihre Entscheidung damit, dass bislang unklar sei, inwiefern die Impfeffektivität nach nur einer Dosis ausreiche, um gerade die Hochrisikogruppen im hohen Alter zu schützen. Zwar wurden in Zulassungsstudien Impfeffektivitäten von über 90% ab 14 Tage nach erster Dosis ermittelt; in den Studien war jedoch die große Mehrheit der eingeschlossenen Teilnehmer jünger als 75 Jahre alt. Da die aktuelle Impfstrategie besonders auf über 80-Jährige ausgerichtet ist und im hohen Alter Immunantworten auf Impfungen in der Regel geringer ausfallen als bei Jüngeren, sind laut STIKO die berechneten Impfeffektivitätswerte nach einer Dosis nur bedingt aussagekräftig.
Aus Studien wisse man, dass die Antikörperantworten nach der ersten Impfstoffdosis um den Faktor 10-20 niedriger ausfallen als nach der zweiten, so die Experten. Es sei zu vermuten, dass ein Rückgang der Antikörper bei deutlich niedrigerem Ausgangsniveau nach der ersten Impfung schneller zu einem abnehmenden Schutz führt als nach zwei Impfungen und der Schutz somit weniger lang anhält.
Aus anderen Virussystemen sei außerdem bekannt, dass Teilimmunität, die weitere Virusvermehrung zulässt, unter Umständen rascher zur Selektion von sogenannten „immune escape-Mutanten“ führen kann. Dies ist für SARS-CoV-2 bisher nicht gezeigt worden, muss aber bei diesen Überlegungen berücksichtigt werden, betont die STIKO.
Senkung der Todesfälle durch verzögerte 2. Impfung unklar
Umgekehrt ist es der STIKO zufolge zum gegenwärtigen Zeitpunkt unsicher, ob man durch eine Verschiebung der zweiten Impfstoffdosis von 21 bzw. 28 Tagen auf einen späteren Zeitpunkt und eine damit einhergehende Erhöhung der Anzahl der zumindest einmalig Geimpften tatsächlich mehr schwere Erkrankungen und Todesfälle verhindert als durch eine zeitnahe zweite Impfung der Hochrisikogruppen, welche dann zu einem nahezu vollständigen Schutz vor Erkrankung führt.
Impfung in Schwangerschaft und Stillzeit generell nicht empfohlen
Weitere Neuerungen und Aktualisierungen betreffen den neu zugelassenen m-RNA-Impfstoff von Moderna, Einzelfallentscheidungen im Rahmen der Impfpriorisierung sowie Schwangerschaft und Stillzeit. Für letzteren Punkt empfiehlt die STIKO die generelle Impfung in der Schwangerschaft derzeit nicht. Eine akzidentelle Impfung in der Schwangerschaft sei jedoch keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch. Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem daraus resultierenden hohen Risiko für eine schwere COVID-19- Erkrankung kann in Einzelfällen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden, heißt es in der aktualisierten Impfempfehlung. Die STIKO hält es für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt.
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