Stammzelltransplantation: Aktualisierte ECIL-Leitlinie empfiehlt CMV-Prophylaxe mit Letermovir

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

Die aktualisierte ECIL-Leitlinie (ECIL: 2017 European Conference on Infections in Leukemia) empfiehlt die Gabe von Letermovir zur Prävention einer Zytomegalievirus-Infektion bei Erwachsenen, die sich einer allogenen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSZT) unterziehen. Der Leitfaden wurde Ende Mai in The Lancet Infectious Diseases veröffentlicht.

CMV: Häufigste Ursache für Mortalität nach HSZT

Die Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) stellt immer noch eine häufige Komplikation nach Knochenmarktransplantation dar. So haben Patienten mit positivem CMV-Serostatus vor der HSZT ein hohes Risiko für eine CMV-Reaktivierung, die mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität der Betroffenen einhergeht. Die bisher zur Prophylaxe und Therapie der CMV-Infektion eingesetzten Wirkstoffe wie Ganciclovir und Valganciclovir zeigen zwar eine gute antivirale Wirksamkeit, sind jedoch mit zum Teil unerwünschten hämatologischen Wirkungen (Leukopenie und Neutropenie) sowie einer Resistenzentwicklung des Erregers verbunden. Seit Februar 2018 steht in Deutschland mit Letermovir (Prevymis®) ein neuartiges Virusstatikum zur CMV-Prophylaxe zur Verfügung.

Höchster Evidenzgrad A1 für die CMV-Prophylaxe

In der aktualisierten Leitlinie wurde Letermovir mit dem höchsten Evidenzgrad A1 für die CMV-Prophylaxe bei allen CMV-seropositiven erwachsenen Patienten nach einer allogenen HSZT empfohlen. Die ECIL-Empfehlung basiert auf klinischen Phase 2/3-Studien zur prophylaktischen Anwendung von Letermovir nach HSZT. Danach konnte eine Prophylaxe mit Letermovir das Risiko einer klinisch signifikanten CMV-Infektion reduzieren und die Gesamtmortalität herabsetzen. Da unter Letermovir aufgrund des Wirkmechanismus keine myelotoxischen Effekte zu erwarten sind, kann laut Empfehlung die Prophylaxe direkt nach der Stammzelltransplantation (vor dem Engraftment) begonnen werden. Letermovir ist allerdings nur gegen das Zytomegalievirus wirksam, was zusätzlich eine Aciclovir- oder Valaciclovirprophylaxe notwendig macht, um Infektionen mit Herpes simplex und Varicella zoster zu verhindern.

Doch nicht alle Patienten nach Stammzelltransplantation entwickeln eine CMV-Infektion und erhalten somit möglicherweise unnötig antivirale Medikamente, merken die Autoren der Leitlinie an. Zudem könne eine späte CMV-Krankheit auftreten, nachdem die Prophylaxe eingestellt wurde.