Spermidin-Zufuhr bei Älteren mit Alzheimer-Risiko ohne Einfluss auf die Gedächtnisleistung

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Im der Studie SmartAge erhielten an der Berliner Charité ältere Menschen mit subjektiv empfundenen Gedächtnisproblemen ein Nahrungsergänzungsmittel, das die tägliche Spermidin-Zufuhr um etwa 10 % erhöhte. Im Vergleich zu Placeboempfängern gab es jedoch nach einem Jahr keine signifikanten Unterschiede in der Fähigkeit, sich an präsentierte Bildinhalte zu erinnern und diese von ähnlichen, nicht präsentierten Bildern zu unterscheiden.

Hintergrund

Die Entwicklung von Interventionen gegen ein nachlassendes Gedächtnis im Alter und für Senioren mit neurodegenerativen Erkrankungen sei „eine der größten Herausforderungen für unsere Generation“ schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Das biogene Polyamin Spermidin habe in Tierversuchen positiven Effekte auf die „Hirngesundheit“ und Kognition gezeigt; außerdem gäbe es „vorläufige Evidenz für Verbesserungen des Gedächtnisses bei Individuen mit subjektivem kognitiven Verfall“.

Design

Randomisierte, doppel-blinde Placebo-kontrollierte Studie der Phase 2b (SmartAge) von 12 Monaten Dauer mit 100 Teilnehmern zwischen 60 und 90 Jahren am NeuroCure Clinical Research Center der Charité–Universitätsmedizin (Berlin). Die in Gesundheitszentren und durch Anzeigen rekrutierten Probanden erfüllten die Kriterien eines subjektiven kognitiven Abbaus, definiert von einer mit dem Thema befassten Arbeitsgruppe. Nach einer Eingangsuntersuchung mit neuropsychologischen Tests und dem Ausfüllen von Fragebögen, sowie einer standardisierten medizinischen Untersuchung erfolgte die Randomisierung auf ein Spermidin-reiches Nahrungsergänzungsmittels aus Weizenkeimen (The Longevity Labs, 6 Kapseln á 125 mg/täglich, die ca. 0,9 mg Spermidin enthielten), oder auf Placebo (mikrokristalline Zellulose). Primäres Studienziel war die Veränderung der Gedächtnisleistung anhand der Fähigkeit, sich an präsentierte Bildinhalte zu erinnern und diese von ähnlichen, nicht präsentierten Bildern zu unterscheiden (Mnemonic Similarity Task).

Ergebnisse

  • 89 % der Teilnehmer schlossen die Studie ab.
  • Über 12 Monate fanden sich keine signifikanten Veränderungen bei der Gedächtnisaufgabe. Die Differenz zwischen den Gruppen betrug – 0,03 bei einem 95%-Konfidenzintervall von – 0,11 bis 0,05 (P = 0,47).
  • Auch bei den sekundären Studienzielen wie verbales und räumlich-visuelles Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutiven Funktionen, sensorisch-motorische Geschwindigkeit, subjektive Lebensqualität sowie verschiedener Entzündungs- und Verletzungsmarker im Blut, Vitalzeichen oder Gewicht gab es keine signifikanten Unterschiede, sondern allenfalls „mögliche nützliche Effekte auf Entzündungen und verbales Gedächtnis“, die in einer exploratorischen Analyse gefunden wurden.

Klinische Bedeutung

Trotz einer klaren Definition des subjektiven kognitiven Abbaus in dieser Studie ist der Krankheitswert bzw. prädiktive Wert dieser Klassifikation unklar. Die Autoren sprechen von einer „Gruppe älterer Erwachsener mit Risiko für die Alzheimer-Krankheit“. Mit der Intervention wurde die tägliche Zufuhr von Spermidin um etwa 10 % erhöht, ohne dass sich daraus ein Nutzen ergab.

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung u.a.