Sicherheit und Wirksamkeit von Analgetika bei LWS-Schmerzen "ungewiss"
- Pauline Anderson
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Trotz jahrzehntelanger Forschung besteht immer noch erhebliche Unsicherheit über die vergleichende Wirksamkeit und Sicherheit von Analgetika für die Behandlung von akuten Lumbalgien, zeigen neue Forschungsergebnisse. Es seien daher qualitativ hochwertigere, randomisierte und kontrollierte Studien mit direkten Vergleichen erforderlich, so der Studienleiter Michael A. Wewege, Wissenschaftler an der University of New South Wales und bei Neuroscience Research Australia in Sydney. "Bis dahin sollten Ärzte bei der Verschreibung von Schmerzmitteln für Erwachsene mit unspezifischen akuten Kreuzschmerzen vorsichtig sein." Die Ergebnisse wurden am 22. März online im BMJ veröffentlicht.
Schlechte Evidenzqualität
Analgetika wie Ibuprofen und Paracetamol werden immer wieder zur Behandlung unspezifischer LWS-Schmerzen eingesetzt. Allerdings gibt es nur wenige Belege für die Wirksamkeit dieser Mittel. Um diese Wissenslücke zu schließen, führten die Wissenschaftler einen systematischen Review und eine Analyse kontrollierter Studien durch, in denen Analgetika mit anderen Analgetika, Placebo oder keiner Behandlung bei Patienten mit akuten, unspezifischen LWS-Schmerzen verglichen wurden.
Das Review umfasste 98 randomisierte, kontrollierte Studien, an denen 15.134 Erwachsene (49 % Frauen) im Alter von 30 bis 60 Jahren mit einer Schmerzdauer von 24 Stunden bis 21 Tagen teilnahmen. Die mediane Schmerzintensität bei Studienbeginn lag bei 65 auf einer Schmerzskala von 0 bis 100. Von den eingeschlossenen Studien waren 39 % placebokontrolliert, bei 67 % waren sowohl die Teilnehmer als auch die Ärzte verblindet, und 41 % wurden von der Industrie finanziert.
In den Studien wurde ein Analgetikum mit einem anderen Analgetikum, einem Placebo oder keiner Behandlung verglichen. Zu den Studien-Medikamenten gehörten nichtsteroidale Entzündungshemmer, Paracetamol, Opioide, Antikonvulsiva, Antidepressiva, Muskelrelaxantien und Kortikosteroide. Diese Medikamente wurden systemisch als Einzelpräparat oder in Kombinationspräparaten in beliebiger Dosierung verabreicht. Die Forscher verwendeten eine Netzwerk-Metaanalyse, bei der direkte und indirekte Informationen aus einem Netzwerk von randomisierten klinischen Studien kombiniert werden, um die vergleichende Wirksamkeit mehrerer Behandlungen abzuschätzen. Die primären Endpunkte waren die Verringerung der Intensität der LWS-Schmerzen (gemessen mit einer visuellen Analogskala, einer numerischen Bewertungsskala oder einer anderen Ordinalskala) sowie die Sicherheit, die durch die Anzahl der Teilnehmer mit unerwünschten Ereignissen angegeben wurde.
Die Studienautoren stellten fest, dass mehrere Medikamente im Vergleich zu Placebo zu einer deutlichen Verringerung der Schmerzintensität führten, allerdings mit geringer oder sehr geringer Konfidenz. Geringe oder sehr geringe Konfidenz wurde für die Verringerung der Schmerzintensität nach der Behandlung mit Tolperison (mittlerer Unterschied -26,1; 95 % KI -34,0 bis -18,2), Aceclofenac plus Tizanidin (mittlerer Unterschied -26,1; 95 % KI -38,5 bis -13,6), Pregabalin (mittlerer Unterschied -24,7; 95 % KI -34,6 bis -14,7) und 14 anderen Medikamenten im Vergleich zu Placebo festgestellt.
Die Konfidenz für erhöhte unerwünschte Ereignisse im Vergleich zu Placebo war bei Tramadol (RR 2,6; 95% KI 1,5 - 4,5), Paracetamol plus Tramadol mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (RR 2,4; 95% KI 1,5 - 3,8), Baclofen (RR 2,3; 95% KI 1,5 - 3,4) und Paracetamol plus Tramadol (RR 2,1; 95% KI 1,3 - 3,4) mäßig bis sehr gering.
"Diese Arzneimittel könnten das Risiko für unerwünschte Ereignisse im Vergleich zu anderen Arzneimitteln mit mäßiger bis geringer Konfidenz erhöhen. Mäßige bis geringe Konfidenz wurde auch für sekundäre Endpunkte und sekundäre Analysen von Medikamentenklassen festgestellt", schreiben die Wissenschaftler.
In den 68 Studien mit Angabe der Anzahl der Teilnehmer, die über unerwünschte Ereignisse berichteten, gab es eine mäßige Konfidenz für eine Zunahme unerwünschter Ereignisse unter dem Opioid Tramadol (RR 2,6; 95 % KI 1,5 - 4,5), Paracetamol plus Tramadol mit verzögerter Wirkstofffreisetzung (RR 2,4; 95 % KI 1,5 - 3,8) und Paracetamol plus Tramadol (RR 2,1; 95 % KI 1,3 - 3,4) und eine geringe Konfidenz für Baclofen (RR 2,3; 95 % KI 1,5 - 3,4), im Vergleich zu Placebo. Das Review ergab auch mäßige Konfidenz für sekundäre Endpunkte, zu denen eine geringe LWS-bezogene Funktion, schwerwiegende unerwünschte Ereignisse und die Akzeptanz (Anzahl der Teilnehmer, die die Studie abbrachen) gehörten.
Unerwartete Befunde
Die neuen Ergebnisse waren etwas unerwartet, so Wewege. "Als wir mit dieser Untersuchung begannen, hatten wir die Vorstellung, dass die Evidenz sehr viel umfassender sein würde." Aber die ausgewerteten Studien wiesen mehrere Probleme auf. Ein Problem war das Bias-Risiko; bei etwa 90 % der Studien bestand ein gewisses oder hohes Bias-Risiko. Ein weiteres Problem war die Heterogenität der Effektschätzungen. Zudem handelte es sich meist nur um placebo-kontrollierte Studien.
Dieser Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com und von Dr. Petra Kittner übersetzt worden.
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