Servus Maske, Streitfall ambulante Notfallversorgung, Butter nur für „Private“

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Laut der Deutschen Krankenhausgesellschaft: muss die ambulante Notfallversorgung“ neu geordnet werden“.Die Menschen in Deutschland suchen in überwiegender Zahl Hilfe in den Notaufnahmen der Krankenhäuser. Gleichzeitig können die Kliniken ihre Notfallversorgung nicht annähernd kostendeckend betreiben. Das sind Ergebnisse einer Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Einer Mitteilung der DKG zufolge werden sämtliche Notaufnahmen in Deutschland defizitär betrieben. Zudem gebe es anhaltende Kapazitätsprobleme vor allem aufgrund des Personalmangels. 

Darüber hinaus habe die Umfrage ergeben, „dass die Notaufnahmen für die Menschen in Deutschland der erste Anlaufpunkt sind, wenn es um Hilfe im Notfall oder um medizinische Hilfe außerhalb der Sprechzeiten der Praxen geht. Besondere Spitzen verzeichnen die Notaufnahmen während der üblichen Schließzeiten der Praxen“. Die Notaufnahmen seien „vielerorts zum Ersatz der wegbrechenden Versorgung im niedergelassenen Bereich geworden. Wer abends und am Wochenende keine ärztliche Hilfe findet oder bei akuten Beschwerden auf Termine in weiter Zukunft vertröstet wird, wählt den Weg in die Notfallambulanzen und erhält in den Krankenhäusern nach wie vor umgehend und verlässlich kompetente Versorgung", so der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß.

Replik des Hausärzteverbands: Unverschämtheit!

Deutliche Kritik an den Ausführungen der DKG zur ambulanten Notfallversorgung hat der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverband, Dr. Markus Beier geäußert. So heißt es in einer Stellungnahme des Verbandes: „Die Hausärztinnen und Hausärzte haben mit ihren Praxisteams insbesondere in den vergangenen Jahren bis zum Umfallen gearbeitet – viele auch nach Praxisschluss und am Wochenende – um die Patientenversorgung sicherzustellen und so die Krankenhäuser vor einem Kollaps zu bewahren. Jetzt zu behaupten, dass die Krankenhäuser die mangelnde Versorgungsleistung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ausgleichen müssen, ist unverschämt und deckt sich nicht mit der Realität…"

Die Kolleginnen und Kollegen sowie das Pflegepersonal in den Krankenhäusern machen laut Beier „einen hervorragenden Job und arbeiten unter hohem Druck. Allerdings kämpfen die Krankenhäuser mit massiven Strukturproblemen, gerade auch im Bereich der Notfallversorgung. Trotz üppiger Finanzhilfen haben sie diese bisher nicht in den Griff bekommen“.  Zur Wahrheit gehöre in diesem Zusammenhang außerdem, dass viele Krankenhäuser in der Vergangenheit ihre Notaufnahmen genutzt hätten, um bei Bedarf ihre Betten zu füllen. 

Infektiologen: Masken- und Testpflicht in Kliniken und Praxen verzichtbar

Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie e.V. (DGI) plädiert für ein sofortiges Ende der SARS-CoV-2-Testpflicht beim Zutritt zu Krankenhäusern sowie für die Aufhebung der FFP2-Maskenpflicht für Beschäftige, Patienten und Besucher von medizinischen Einrichtungen. Damit schließt sie sich den Forderungen mehrerer Ärzteorganisationen an, die in den vergangenen Tagen die Beendigung verpflichtender Corona-Schutzmaßnahmen auch in Einrichtungen des Gesundheitswesens gefordert hatten. Mit Ausnahme einzelner Versorgungsbereiche und besonders vulnerabler Patientengruppen gebe es zum jetzigen Zeitpunkt keine Notwendigkeit mehr für eine flächendeckende Test- und Maskenpflicht im Gesundheitswesen, so die DGI in einer Mitteilung. „Die Bevölkerung ist mittlerweile breit gegen SARS-CoV-2 immunisiert – sei es durch Impfung oder durch Infektion. Auch die Belastungen auf den Intensivstationen und in den infektiologischen Abteilungen gehen deutlich zurück“, argumentiert DGI-Präsident Professor Dr. med. Bernd Salzberger. „SARS-CoV-2 ist hierzulande jetzt ein Gesundheitsrisiko unter vielen“, so der Infektionsmediziner. Zugleich weisen die Infektiologen darauf hin, dass die globale epidemiologische Situation und die Evolution von SARS-CoV-2-Virusvarianten weiterhin sorgfältig beobachtet werden müssen. „Wir brauchen auch weiterhin eine gute infektiologische und genomische Surveillance, um eine Verschärfung der Situation frühzeitig zu erkennen“, so Salzberger.

Butter für Privatpatienten, Margarine für Kassenpatienten?

In den Hamburger Kliniken des Asklepios-Konzerns bekommen gesetzlich Versicherte laut einem Bericht des „Hamburger Abendblatts“ nur noch Margarine aufs Tablett.  Das soll rund 330.000 Euro einsparen. „Angesichts gestiegener Einkaufs-, Logistik- und Personalkosten in der für die Speisenversorgung zuständigen Tochtergesellschaft sind Einsparungen unvermeidlich“, zitiert das „Hamburger Abendblatt“ einen Sprecher des Klinikkonzerns. Der Einkaufspreis der bislang verwendeten Joghurt-Butter habe sich mehr als verdoppelt. Laut dem Zeitungsbericht wird auch in anderen Hamburger Krankenhäusern verstärkt gespart. 

Versorgung in Großbritannien: ein Notfall

Drei Jahre nach dem Brexit ist das britische Gesundheitssystem Medien-Berichten zufolge in  einem katastrophalen Zustand. So etwas habe es in der Geschichte des britischen National Health Service (NHS) noch nie gegeben, heißt es  in einem „Spiegel“-Beitrag. Krankenhaus- und Rettungskräfte legen immer wieder ihre Arbeit nieder. Allein bei Streiks im Dezember seien laut Gewerkschaft rund 100.000 Krankenpfleger dem Aufruf nachgekommen. Und auch am 23. Januar hätten 15.000 Notärzte, Rettungswagenfahrer und Beschäftigte von Notrufzentralen gestreikt. Sie alle wollten höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. So heißt es im „Guardian“: „Ungefähr zehn Prozent der Stellen im NHS in England sind unbesetzt. Dazu gehören 47.000 Krankenschwestern und -pfleger, 9000 Ärzte. Das gilt für das gesamte Spektrum der Gesundheitsberufe. Wenn man nicht genügend Personal hat, um einen so wichtigen öffentlichen Dienst ordnungsgemäß zu betreiben, funktioniert er auch nicht gut.“ Viele Patienten hätten im vergangenen Monat einen schweren Schaden erlitten, „weil sie so lange auf dem Rücksitz eines Krankenwagens warten mussten, um in die Notaufnahme zu gelangen“. Schätzungsweise 57.000 Menschen in England hätten im Dezember einen „potenziellen Schaden", erlitten, davon 6.000 einen „schweren Schaden" - weil sie mindestens eine Stunde auf die Übergabe an das Krankenhauspersonal hätten warten müssen, zitiert der „Guardian“ die Chefs der NHS-Ambulanzdienste.