Sehstörungen als potenziell modifizierbarer Risikofaktor für Demenzen untersucht
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Sehstörungen sollten in Lebenszeitmodelle für potenziell modifizierbare Risikofaktoren von Demenzerkrankungen mit aufgenommen werden. Dies ist die Schlussfolgerung eines Teams von US-Forschern. Sie schätzen, dass bei optimaler Behandlung 1,8 % aller Fälle vermieden werden könnten.
Hintergrund
Angesichts der gewaltigen und mit alternder Bevölkerung weiter zunehmenden Belastung durch Demenzerkrankungen sollte die Prävention dieser Leiden im Gesundheitssystem hohe Priorität haben, schreiben die Autoren der aktuellen Studie. Eine Voraussetzung dafür ist es, potenziell modifizierbare Risikofaktoren zu identifizieren. Sehstörungen könnten dabei von besonderer Bedeutung sein, denn sie sind als Risikofaktor für einen beschleunigten kognitiven Verfall anerkannt, und gleichzeitig zu 90 % zu verhindern oder zu behandeln.
Design
Bevölkerungsbasierte Querschnittsstudie mit einer repräsentativen Stichprobe von Daten des Jahres 2018 aus der US-amerikanischen Health and Retirement Study zu 16690 Personen ab 50 Jahren. Ziel war es, ein bereits existentes Modell zu potenziell modifizierbaren Risikofaktoren einer Demenz durch die Berücksichtigung von Sehstörungen zu verbessern und den Anteil dieser Risikofaktoren in der US-Bevölkerung zu schätzen. Das Ergebnis wurde als „population attributable fraction“ (PAF) ausgedrückt – ein Wert, der die Anzahl von Demenzerkrankungen ausdrückt, die vermeidbar wären wenn es gelänge, den jeweiligen Risikofaktor vollständig zu beseitigen.
Ergebnisse
- Die 12 hier untersuchten Demenz-Risikofaktoren waren im PAF-Modell mit geschätzt 62,4 % aller Demenzerkrankungen in den USA assoziiert.
- Sehstörungen hatten daran einen relativ kleinen Anteil von gewichtet 1,8 %, was in der Prävalenz aber mehr als 100000 Fällen entsprechen würde.
- Andere Faktoren mit gewichtetem prozentualem PAF-Anteil in absteigender Reihenfolge waren:
- Bluthochdruck 12,4
- Adipositas 9,2
- Depression 9,1
- Hörverlust 7,0
- Schädel-Hirn-Trauma 6,1
- Diabetes 5,1
Klinische Bedeutung
Die Autoren schließen aus ihren Zahlen, dass weitere Untersuchungen gerechtfertigt seien, um herauszufinden, ob Interventionen zur Optimierung des Sehvermögens Demenzen verlangsamen und künftige Fälle verhindern können. Angesichts der weitaus größeren Zahlen für andere modifizierbare Risikofaktoren würde indes auch im Erfolgsfall nur ein kleiner Beitrag geleistet.
Finanzierung: Hauptsächlich National Institute on Aging.
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