Schwerer systemischer Lupus erythematodes: CAR-T-Zellen induzieren therapiefreie Remission
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die einmalige Infusion von CAR-T-Zellen, die zur Depletion von B-Lymphozyten führt, hat in einer Phase-1-Studie die Standard-Krankheitsmerkmale des schweren systemischen Lupus erythematodes (SLE) zum Rückgang gebracht, darunter Arthritis, Hautentzündung, Nephritis und Fatigue. Die Patientinnen und Patienten bildeten auch dann keine Autoantikörper mehr aus, als sich ihre Lymphozytenproduktion von der B-Zell-Depletion langsam wieder erholte. Sie blieben für median 8 Monate, in zwei Fällen sogar für 12 Monate nach CAR-T-Zellinfusion ohne weitere Therapie in Remission. Serologisch fand sich eine Normalisierung der Entzündungs- und Komplementmarker. Es ist dies die erste klinische Studie mit CAR-T-Zellen in dieser Indikation und die Behandlung wird als „hoch effektiv“ bewertet (1).
Hintergrund
CAR-T-Zellen (Chimeric Antigen Receptor T-Cells) sind gentechnisch veränderte T-Lymphozyten, die von T-Zellen des Patienten abstammen, dem sie nach der gentechnischen Veränderung wieder zurückgegeben werden. Sie bilden dann zusätzlich zum ursprünglichen T-Zellrezeptor eine weitere Bindungsdomäne aus, die an ein bestimmtes Protein auf einer Zielzelle bindet. Bei B-Zell-Malignomen sind solche Zielzellen die B-Lymphozyten. Der Unterschied von CAR-T-Zellen zu bekannten B-Zell-depletierenden Medikamenten wie Rituximab ist, dass sie viele Monate im Patienten überleben können, sich vermehren, alle Funktionen einer T-Zelle besitzen und damit „Schneeballeffekte“ hervorrufen. Ein deutsches Forscherteam hat erstmals solche CAR-T-Zellen bei Patienten mit schwerem, therapierefraktären SLE erprobt. Auch hier waren B-Lymphozyten die Zielzellen, denn sie bilden die Autoantikörper gegen Zellkernproteine und doppelsträngige DNA, die zu den teilweise lebensbedrohlichen Organschäden bei SLE führen.
Design
- Studienteilnehmer: 4 Patientinnen und 1 Patient mit schwerem, therapierefraktären SLE seit 1-9 Jahren, alle mit Hautsymptomen und chronischer Nierenkrankheit, die meisten auch mit Lungenbeteiligung und Gelenkerkrankungen
- durchschnittliches Alter: 22 Jahre, Systemic Lupus Erythematosus Disease Activity Index (SLEDAI): 16
- Herstellung der CAR-T-Zellen: Apherese bei den Patienten der Universitätsklinik Erlangen-Nürnberg zur Gewinnung des Ausgangsmaterials für die CAR-T-Zellen, Produktion bei der Firma Miltenyi (MB-CART19.1) und Reinfusion an der Universitätsklinik (1 x 106 CAR+ Zellen/kg Körpergewicht)
- Endpunkte: klinische Effektivität und Veränderung bei den SLE-typischen Laborparameter wie Anti-DNA-Antikörpern (Serokonversion)
Hauptergebnisse
- Alle Teilnehmer waren 3 Monate nach Infusion in einer Remission.
- Der mediane SLEDAI lag bei 0 und maximal bei 2.
- Die Lupus-Symptome Arthritis, Hautentzündung, Nephritis und Fatigue bildeten sich zurück.
- Außerdem verschwanden bei allen Patienten die Autoantikörper, sowohl gegen DNA, als auch gegen Histone und andere Proteine des Zellkerns.
- Auch die T-Zellpopulationen und Monozyten verminderten sich vorübergehend, stiegen dann aber wieder an. Entzündungs- und Komplementmarker normalisierten sich.
- Die therapiefreie Remission inklusive der Serokonversion hielt median 8 Monate an und bis zu 12 Monaten.
- Nach median 100 Tagen hatten sich die B-Zellpopulationen bei den Patienten wieder rekonstituiert. Diese B-Zellen waren aber noch undifferenziert und hatten nicht die für SLE typischen Reifungsmerkmale mit Sezernierung von Autoantikörpern.
- Die CAR-T-Zelltherapie wurde im Allgemeinen gut vertragen, zum Teil entwickelten sich leichte Zeichen eines Zytokin-Release-Syndroms.
Klinische Bedeutung
Die CAR-T-Zelltherapie könnte bei SLE-Patienten zu einer Art „Reset“ im adaptiven Immunsystem führen, vermuten die Autoren. „Das Besondere ist, dass eine einmalige Infusion von CAR T Zellen das Kartenhaus aus Entzündung und Autoimmunität zum Einsturz brachte, und dass die Patientinnen und Patienten alle Therapie einschließlich Kortison absetzen konnten“, so Prof. Dr. Georg Schett, vom Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg (2). „Dies sind weltweit die ersten Patientinnen und PatientenmitAutoimmunerkrankungen, die CAR T Zellen erhielten.“ Die CAR-T-Zelltherapie sei im Prinzip machbar, gut verträglich und hoch effektiv.
Finanzierung: öffentliche Mittel
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