Schwer einstellbarer Typ-2-Diabetes: Weniger Injektionen durch 7 Tage wirksames Insulin
- Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Bei Patienten mit langjährigem, schwer einstellbarem Typ-2-Diabetes lässt sich mit einer 1 Mal wöchentlichen Injektion von Insulin Icodec eine Blutzuckerkontrolle vergleichbar effektiv erreichen wie mit täglich injiziertem Insulin Glargin. Diese sehr lang wirksame Substanz könnte die hoch komplexe Therapie erleichtern, so das Fazit aus einer in der Zeitschrift Lancet publizierten Phase-3-Studie ( https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)00520-2).
Hintergrund
In vielen westlichen Ländern liegt die Prävalenz des Typ-2-Diabetes in der erwachsenen Bevölkerung über 10 %. In Deutschland hatte sich die Inzidenzrate des Typ-2-Diabetes in den letzten Jahren um einige Prozentpunkte vermindert und beträgt nun 6,1 % bei Frauen und 7,7 % bei Männern (1). In der Altersgruppe 20–39 Jahre allerdings steigt die Inzidenz an. Ein großer Teil dieser Patienten wird Jahrzehnte mit der Erkrankung leben. Für Menschen mit lang bestehendem glykämisch schwer kontrollierbarem Typ-2-Diabetes wird noch immer nach anwendungsfreundlicheren Optimierungen der Therapie gesucht. In der Phase-3a-Studie ONWARDS 4 ist nun eine 1 Mal wöchentliche Injektion des Basalinsulins Icodec – dieses hat eine Halbwertszeit von 8 Stunden – mit der täglichen Injektion von Insulin Glargin U100 in Bezug auf Effektivität und Sicherheit verglichen worden. Hypothese war, dass Insulin Icodec dem Insulin Glargin nicht unterlegen ist (2).
Design
Studienform: internationale, randomisierte, offene Phase-3a-Studie mit dem Ziel „treat to target“
Studienteilnehmerinnen und teilnehmer: Patienten mit lang bestehendem, unzureichend behandelterm Typ-2-Diabetes mit HbA1c-Werten zwischen 7,0 und 10,0 % trotz intensiver Therapie
Patientencharakteristika: 47,5 % weiblich, durchschnittliches Alter: 52,5 Jahre, durchschnittliche Dauer der Erkrankung: 17,1 Jahre
Hintergrundbehandlung: 2-4 Bolusinjektionen Insulin täglich plus 1 Injektion eines Basalinsulins und eventuell Nicht-Insuline mit glukosesenkender Wirkung wie Metformin, SGLT-2-Inhibitoren und DPP-4-Hemmer
Randomisierung: 1 : 1 in eine Gruppe mit ein Mal wöchentlich Icodec 700 U/ml s.c. plus und eine zweite Gruppe mit ein Mal täglich Insulin Glargin 100 U/ml (Glargin U100) s.c., jeweils plus Hintergrundbehandlung
Primärer Endpunkt: Änderung des HbA1c-Werts von Studienbeginn bis Woche 26
Kriterium für Nicht-Unterlegenheit: Unterschied maximal 0,3 Prozentpunkte
Hauptergebnisse
582 Teilnehmer konnten randomisiert werden.
Zu Woche 26 hatte sich der HbA1c-Wert in der Gruppe mit Icodec von durchschnittlich 8,29 % um 1,16 Prozentpunkte auf 7,13 % verringert und in der Gruppe mit Insulin Glargin U100 von durchschnittlich 8,31 % um 1,18 Prozentpunkte auf ebenfalls 7,13 %. Damit war die Nicht-Unterlegenheit von Icodec ein Mal wöchentlich gegenüber Insulin Glargin ein Mal täglich belegt (p < 0,0001).
Ebenfalls vergleichbar war der Zeitanteil, in dem die Patienten innerhalb des Glukose-Zielbereichs von 70–180 mg/dL (3,9–10,0 mmol/L) blieben: Zu Woche 26 betrug de Anteil 66,9 % in der Icodec-Gruppe und 66,4 % in der Gruppe mit Insulin Glargin. Auch dies bedeutete eine Nicht-Unterlegenheit von Icodec gegenüber Insulin Glargin.
Ebenfalls vergleichbar war der Zeitanteil mit Hypoglykämien im Beobachtungszeitraum: 0,7 % unter Icodec und 0,6 % unter Insulin Glargin.
Schwere unerwünschte Effekte waren mit 8 % und 9 % (Icodec und Glargin) selten.
Klinische Bedeutung
Patienten mit schwer kontrollierbarem, langjährigem Typ-2-Diabetes können durch Insulin Icodec, zusätzlich zur Basismedikation, Injektionen einsparen, denn die Substanz ist über eine Woche wirksam und vergleichbar effektiv wie Insulin Glargin U100. Phasen von Hypoglykämie sind trotz der langen Halbwertszeit von Icodec selten.
Angesichts der Komplexität der Behandlung dieser Patientengruppe mit mehreren Injektionen täglich hoffe man auf eine bessere Adhärenz, heißt es im Kommentar (3).
Finanzierung: Novo Nordisk
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